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RubrikKatastrophenschutz zurück
ThemaHelfer im KatS und Zivilschutz    # 107 Beiträge
AutorRain8er 8K., Altenholz / Schleswig-Holstein796194
Datum30.09.2014 15:07      MSG-Nr: [ 796194 ]26663 x gelesen
Infos:
  • 01.10.14 DFV Pressemeldung 07.06.2013: Gesamtzahl eingesetzter FA Hochwasser 2013
  • 30.09.14 Zivilschutz: Delegierte fordern sichere Finanzen
  • 29.09.14 Programm DFV 2020 Strategien für eine sichere Zukunft

  • Moin,

    die Aussage der Resolution ist - quantitativ betrachtet - ohne jeden Zweifel richtig. Qualitativ betrachtet tut sich aber gerade die Feuerwehr überraschend schwer mit KatS-Einsätzen (ich spreche hier nur über Katastrophen im verwaltungsrechtlichen Sinne, also großflächige Schadenlagen besonderen Ausmaßes, die über Tage anhalten). Woran liegt das?

    Nach meiner Einschätzung benötigen KatS-Einsätze eine besondere Motivation und ein besonderes Selbstverständnis der Helfer, die grundverschieden sind von den Anforderungen der täglichen Gefahrenabwehr. Oder provokant formuliert: Wir brauchen für den Kat-Fall "andere" Helfer.

    Feuerwehr ist es gewohnt, schnell zum Einsatzort zu kommen und dort mit viel Aktion tätig zu werden. Wer auf den Adrenalin-Kick durch heulende Sirenen, piepende FME, rasante Alarmfahrten, beherzte Innenangriffe unter Atemschutz und die Rettung von Schwerverletzten wartet, ist im KatS-Einsatz falsch. Systemtypisch für den KatS-Einsatz ist dagegen der ständige Wechsel zwischen hektischer Aktivität und untätigem Rumsitzen. Nach überraschender Alarmierung und überstürztem Aufbruch kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein stundenlanges Warten im Bereitstellungsraum. Wenn das nicht mit Gleichmut und innerer Gelassenheit ertragen wird, kommt schnell Unmut, Genöle und damit schlechte Stimmung auf.

    Spannend (und erfüllend) wird der KatS-Einsatz nicht durch die Aufgabe selbst (tagelang Sandsäcke verbauen oder pumpen), sondern durch das erfolgreiche Bewältigen und Überwinden von Hindernissen, Fehlplanungen und Unvollkommenheiten. "WIR haben UNSEREN Auftrag vorbildlich erfüllt, obwohl nichts geklappt hat wie geplant, die Unterbringung und Verpflegung unzureichend war und Funk- und Handynetz zusammengebrochen sind. Weil wir trotzdem helfen konnten, waren WIR GUT." Auf eine solche Grundeinstellung müssen sich alle vom Indianer bis zum Oberhäuptling einlassen (wollen!). Selbstverständlich wäre der Einsatzerfolg noch weitaus größer, wenn es diese Einschränkungen nicht gäbe.

    Nach der Auswertung der Erfahrungen aus den Hochwassereinsätzen 2013 in Sachsen-Anhalt und 2012 im Nachbarkreis, hat mein Heimatlandkreis jetzt einen völlig neuen Ansatz für die Aufstellung von zwei Feuerwehrbereitschaften (je drei Einsatzzüge) für den überörtlichen (bundesweit, evt. sogar benachbartes Ausland) gewählt. Ich halte das Konzept für erfolgversprechend. Als Grundzüge werden angestrebt (100%-Erfüllung wird wohl nicht möglich sein):
    1. Interessierte Führungskräfte mit Zugführer- oder Verbandsführer-Qualifikation konnten sich selbst melden. Ausgewählt wurden vorrangig Kameraden, die im Alltagsgeschäft nicht in der ersten Reihe stehen und eine Vielzahl von Ämtern wahrnehmen, damit von ihnen der KatS nicht wieder nachrangig behandelt wird.
    2. Als Fahrzeuge wurden fast ausschließlich Bundesbeschaffungen (teilweise vom Kreis - nicht von der Gemeinde! - übernommen) und kreiseigene Fahrzeuge berücksichtigt, damit im Ernstfall kein Bürgermeister sich wegen Einschränkung des Grundschutzes beschweren kann. Problem: Diese Fahrzeuge sind recht alt und nicht alle optimal geeignet.
    3. Die fahrzeugstellenden FF benennen die Mannschaften auf freiwilliger Basis namentlich. Dabei wird eine 1,5- bis 2fache Besetzung angestrebt.
    4. Diese Struktur wird einschließlich des Personals für einen Zeitraum von zunächst 6 Jahren festgeschrieben. In dieser Zeit wird in der festen Zusammensetzung gemeinsam geübt und ggfs. ausgerückt (eigene FME-Schleife). "Natürliche" Abgänge können selbstverständlich ersetzt werden.

    Eine erste gemeinsame "Kennenlernübung" verlief sehr vielversprechend, wenn auch der Marsch im geschlossenen Verband an eine Oldtimer-Ausfahrt erinnerte. Die Übungsinhalte waren Kat-typisch: mot. Marsch, Gelände- und Flächenerkundung, Anfertigung von Skizzen und Sandsackbau. Nach meiner Beobachtung war kein Teilnehmer enttäuscht, niemand vermisste das dramatische puff-knall-bumm-Szenario.

    Ich glaube, dass die Verantwortlichen damit auf dem richtigen Weg sind. Aber abschließend noch folgender Hinweis für unsere Mathematiker: Die beiden jetzt so aufgestellten Bereitschaften für den längerdauernden überörtlichen Einsatz haben zusammen etwa 180 Einsatzkräfte (Einfachbesetzung) von insgesamt rund 7.000 aktiven Kameraden im Landkreis (= 2,5 %).

    Viele Grüße von der grauen Ostsee

    Rainer

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