1. Rüstwagen
2. Rettungswache
Wie läuft denn so eine Türöffnung ab?
Fall 1: Türöffnung durch Schlüsseldienst: ein Kombi, eine Werkzeugtasche, eine Arbeitskraft.
Fall 2: Türöffnung durch nächsten erreichbaren Schreiner oder Metallbauer: ein Kleintransporter voll Werkzeug, eine Arbeitskraft, vielleicht ein Azubi oder Praktikant dazu.
Fall 3: Türöffnung durch Feuerwehr: ein HLF. Dazu ein RW, falls das Werkzeug vom HLF nicht reicht. Und eine DLK, falls die Leiter vom HLF zu kurz ist. Und ein ELW, weil der war teuer. Und noch ein LF, weil die Einsatzstelle bilderbuchmäßig abgesichert werden muss, immerhin blockieren mehrere LKW gerade die total wichtige Nebenstraße. Und noch ein KdOW, ohne höchstmögliche Führungskraft kann man ja so einen Einsatz niemals abfeiern, weil der naturgemäß einen Grundrechtseingriff bedeutet. Und noch ein Fahrzeug der nächsten Ortswehr, weil die eigenen Kräfte könnten vielleicht nicht ausreichen, und es läuft ja immerhin unter der Überschrift Technische Hilfeleistung, und was kann einen da nicht alles erwarten...
In allen drei Fällen dürfte der tatsächlich benötigte, beschäftigte Personal- und Werkzeugbedarf gleich sein. Nur bei 3. kommen irgendwie sehr wenige auf die Idee, das ganze Vorgehen mal zu überdenken. Man findet heute schon bei FFs ohne Hauptamt Kleineinsatzfahrzeuge, die mit 2-3 Mann Besatzung und der Beladung extra auf solchen Firlefanz eingerichtet sind, und laut der Einsatzliste rollt bei Türöffnung zur besten Arbeitszeit dann KEF, HLF, ELW - wozu?
Sperrwerkzeugsatz, Akkuschrauber, ne Teleskopleiter werden zusammen 45-50 Kilo wiegen, natürlich Platz brauchen, aber muss das eigentlich in einem roten Auto sein? Angesichts der Einsatzlagen, Zuständigkeiten und des Ausbildungsbedarfs könnte man vielleicht auch mal über weiße oder silber/blaue Fahrzeuge nachdenken. Die stehen bei solchen Einsätzen eh rum, schauen dem tapferen Türöffner über die Schulter, und wundern sich über dessen umfangreichen Begleitschutz.
Und auch bei BMA und Heimrauchmelder könnte man feuerwehrseitig heute schon differenzierter alarmieren und ausrücken, wenn man das wollte. Derartige Bestrebungen sind aber eher, sagen wir mal, verhalten. Da greift das "Eskönnteaberdoch..."-Prinzip, und der ganze Fackelzug wird aufgeboten. Anlagen zur Früherkennung von Bränden erkennen Brände überraschenderweise früh, da könnten viele gegenüber einem Gebäudevollbrand ihr Aufgebot noch etwas abspecken.
Und es wäre vielleicht auch ne gute Idee, die ganze Problematik ein wenig differenziert zu betrachten. Ich könnte mich auch hinstellen und sagen, unsere Türöffnungen alleine im letzten Jahr waren von der Anzahl her schon soviele, wie insgesamt in den 5 Jahren zuvor. Die beiden zusätzlichen Einsätze haben uns aber nicht noch wirklich überfordert...
Ähnlich sieht es bei BMAs aus. In Großstädten ist das natürlich wieder etwas anderes, aber gerade da kann man auch den Alarmierungsumfang eher abstufen als in Einheiten mit 1-2 Fahrzeugen und ~20 Mann. Und da könnte man auch eher mal den Baubetriebshof o.ä. mit Aufgaben wie Ölspuren beschäftigen, oder Notfallschlüsseldiensten, oder 1-2 Gerätewarte hauptamtlich mal mit einem KEF rausfahren lassen ohne Ehrenamtsbetreuer... Wenn man diese Möglichkeiten alle ausgeschöpft hat, dann kann man immer noch über die (meine Lieblingsstelle im Bericht) "gefühlten, aber nicht belastbaren Zahlen" fabulieren.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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