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RubrikEinsatz zurück
Thema2019: Waldbrandgefahr nimmt mal wieder zu    # 12 Beiträge
AutorAndr8eas8 H.8, Weißwasser O.L. / Sachsen848592
Datum27.04.2019 12:44      MSG-Nr: [ 848592 ]1757 x gelesen
Infos:
  • 26.04.19 BBK: Waldbrandgefahr in Deutschland Verhaltenshinweise sind zu beachten
  • 25.04.19 spiegel.de: Trockenheit in Deutschland - Die Angst vor der Dürre
  • 25.04.19 ZEIT: Waldbrandgefahr - Meteorologen warnen vor weiterem Dürresommer
  • 25.04.19 BBK: Die Folgen von Dürre und Hitze

  • Hallo,

    Geschrieben von Bernhard D.Informativ zum Thema:

    -> ZEIT Waldbrände: "Deutschland steht noch nicht in Flammen"



    Ein gut geschriebener Artikel vom Waldbrandexperten Engel. Ich möchte im folgenden aber trotzdem einige Punkte aufgreifen ...

    "In diesem Jahr verzeichnen wir schon mehr als 70 Brände allein bis Mitte April. Das ist viel und kommt eher selten vor, trotzdem: Deutschland steht noch nicht in Flammen. Um von einem extremen Waldbrandjahr zu sprechen, ist es noch viel zu früh."

    Das es bisher in diesem noch jungen Jahr 2019 bereits so viele Waldbrände gab, ist tatsächlich ungewöhnlich, aber ... von den altbekannten Waldbrandgrößen sind wir weit entfernt.

    Hier mal zwei Beispiele aus der Lausitz ...

    Im Jahr 1988 gab es ebenfalls einen sehr trockenen und warmen April, was eine sehr hohe Waldbrandgefahr hervorrief. Und so kam es, wie es kommen musste. Nahe Weißwasser brennen in den letzten Apriltagen 1000 ha Waldfläche. Alles, was laufen, fahren oder fliegen konnte, war im Einsatz. Warum? Dieser Brand würde die Ortschaften bedrohen oder gar in Mitleidenschaft ziehen. Und ... das Waldgebiet, in dem es brennt, ist um ein vielfaches größer als die Brandfläche selbst. Denn schließlich galt die Region um Weißwasser (heute nördlicher Teil des Landkreises Görlitz) als waldreichster Kreis der DDR.

    Nur Tage später kommt es wieder zu einem Katastrophenwaldbrand in der Lausitz. Nur wenige Kilometer vom Brandgebiet Weißwasser entfernt greifen die Flammen auf einer Fläche von 500 ha gierig um sich. Betroffen war das Waldgebiet zwischen Schleife und Graustein. Heute geht durch das ca. 70 Km² große Waldgebiet die Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg. Da sich in diesem Revier ein großes Umspannwerk befand, war zeitweise für hunderttausende Abnehmer der Strom weg ... Auch hier kam wieder alles zum Einsatz, was laufen, fahren und fliegen konnte.

    Die Tage im April 1993 waren wieder trocken, warm und brandgefährlich. Ende April kommt es nahe Weißwasser erneut zu einem Katastrophenwaldbrand. In den Mittagsstunden ausgebrochen, frass sich der Lodrian bis zum Abend auf 200 ha in die Muskauer Heide, kommt dem Stadtrand von Weißwasser bedrohlich nahe. Zur selben Zeit im brandenburgischen Guben. Ebenfalls Großalarm. Waldbrand auf mehreren hundert Hektar.

    Übrigens ... zwischen den Jahren 1988 und 1993 lag das Waldbrandjahr 1992. Wieder Weißwasser, wieder 1000 ha. Diesmal aber Ende Mai.


    Warum schreibe ich von alten Zeiten? Weil ich damit zeigen will, das ganz andere Dimensionen in den letzten Tagen möglich gewesen wären. Ich erinnere an die Osterfeiertage. Wir hatten eine brisante Ostwindlage mit Böen um oder über 60 Km/h. Die vorherschende Brandgefahr dazu genommen ... ja, es hätte schlimmer kommen können.

    Wer hier im Forum schon länger mitliest, wird sicher mitbekommen haben, dass ich schon öfter davon gesprochen habe, dass wir uns beim Thema Waldbrandschutz (vorbeugend/abwehrend) nicht ausruhen dürfen. Das Potenzial für Große Waldbrände ist nach wie vor gegeben. Die Verganenheit hat uns sehr oft gezeigt, was hier bei uns möglich ist. Die Waldbegiete mit der Waldbrandgefahrenklasse A (hohes Waldbrandrisiko) sind mit den Wäldern in Südeuropa vergleichbar.

    Hier eine Zeitreise zurück in die Waldbrandgeschicht mithilfe der Waldbrandliste


    "Generell müssen wir uns langfristig darauf einstellen, dass die Gefahrenlage wächst."

    Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass es in Wäldern zukünftig größere brennen wird, die vielleicht jetzt noch niemand auf dem Schirm hat. Hier gilt es, auf Erfahrungen und Wissen Derjenigen zu bauen, die schon lange mit wirklich großen Bränden zu tun haben. Denn schließlich wurden die Erfahrung zum Teil schmerzhaft "erfahren" ...

    Deutschland wird zukünftig auch ein funktionierendes System für die Brandbekämpfung aus der Luft benötigen. Derzeit gibt es einige Ideen und Lösungsansätze. Auf Dauer nur auf Maschinen von Polizei und Bundeswehr zurückzugreifen, wird uns bei Katastrophenwaldbränden, vor allem bei mehreren Bränden gleichzeitig, nicht gut tun.

    Aber auch vorbeugend muss einiges getan werden. Denn manachmal liegen die Probleme im kleinen. So reichen ungepflegte (zugewachsene) Waldwege aus, um Löschmannschaft ein zügiges (auch sicheres) vorankommen hin zu den Brandorten zu ermöglichen. Das kostet Zeit, die das Feuer auf jeden Fall nutzen wird. Und je größer ein Waldbrand wird, um so größer werden die Anstrengungen, die benötigte Zeit, benötigtes Geld usw. Auch die Folgen von großen Waldbränden werden größer. Mehr Aufarbeitung von Restholz, mehr wirtschaftlicher Schaden, mehr ökologischer Schaden, mehr Anpflanzung usw.

    Auch wenn die Rahmenbedingungen zukünftig schlechter werden und die Waldbrandgefahr öfter höher ausfällt, muss es unser Ziel sein, Waldbrände so klein wie möglich zu halten.

    Aufforstung großer Waldbestände

    Denn neben Waldbränden hat unserer Grüne Lunge auch andere Gegner in Form von Sturm, Trockenheit, Käfer uvm.


    "Entfachen die Flammen aber ganze, teilweise jahrzehntealte Bäume eines Waldes, ist der Schaden größer: Wenn Bäume bis zur Krone brennen, herrschen bis zu 800 Grad Celsius und jedes Leben wird vernichtet. Allein bis sich der Boden erholt hat, dauert es Jahrzehnte. Beim Wald kommt es darauf an, ein Nadelwald ist etwas anderes als ein Mischwald. Zum Teil kann es ein Jahrhundert dauern, bis der ursprüngliche Bewuchs zurück ist, bei einem Kiefernwald beispielsweise."


    Wälder benötigen viel Zeit zum wachsen. So auch der Waldumbau von reinen Kiefernforsten hin zu artenreichen Mischwäldern.
    Bekommen die jungen Bäume nicht das benötigte Wasser, so vertrocknen diese oder wachsen nur sehr schlecht und vor allem noch viel langsamer. So vertrockneten im Jahr 2018 zig tausende Jungbäume. Die Folgen: Weitere Kosten für erneute Pflanzung. Wachsen auf großen Flächen die neuen Kulturen nur bedingt, besteht zudem die Gefahr, das Gräser und Heide die Flächen stark in anspruch nehmen. Nebenher gesellen sich auch Pionierbaumarten wie z.B. Birken und auch Kiefern. So verbuschen diese Flächen und ... werden wieder anfällig für weitere, möglicherweise katastrophale Waldbrände.

    Ich könnte munter weiter scheiben, aber ...

    Ich wünsche mir, die zukünftige Situation ernst zu nehmen und vernünftig darauf zu reagieren. Nicht von Anfang an Lösungsansätze und Ideen zu verwerfen. Die gemachten Erfahrungen und das daraus resultierende Wissen dürfen nicht ungenutzt bleiben.

    Die verherrenden Waldbrände 1975 in Niedersachsen oder die unzähligen Katastrophenbrände in Ostdeutschland sollten uns Allen noch heute eine Mahnung sein!

    Gruß Andreas
    ----------------

    Meine Beiträge = Meine Meinung!


    "1 Mann in der ersten viertel Stunde ist mehr Wert, als 100 Mann nach einer Stunde!"

    Walter Seitz (1863 - 1945)
    >> Erfinder des Feuerwachturmes im Muskauer Forst bei Weißwasser

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     20.04.2011 14:43 ., Wietmarschen Waldbrandgefahr nimmt mal wieder zu
     23.04.2019 08:26 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
     24.04.2019 12:28 Jürg7en 7M., Weinstadt
     24.04.2019 13:00 Chri7sti7an 7L., Orlamünde
     24.04.2019 14:54 Jürg7en 7M., Weinstadt
     24.04.2019 18:44 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
     25.04.2019 10:00 Andr7eas7 K.7, Magdeburg
     25.04.2019 11:02 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
     25.04.2019 22:29 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
     27.04.2019 12:44 Andr7eas7 H.7, Weißwasser O.L.  
     27.04.2019 12:55 Alex7and7er 7H., Neuburg
     28.04.2019 12:21 Andr7eas7 H.7, Weißwasser O.L.
     18.06.2019 22:45 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)

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