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RubrikABC-Gefahren zurück
ThemaVorgehen im Einsatzfall bei Chemieunfall21 Beiträge
AutorHube8rt 8S., Rohrbach in .at / 376286
Datum20.12.2006 17:49      MSG-Nr: [ 376286 ]12830 x gelesen

Hi zusammen!
Ich kann von der Vorgehensweise bei einem Gefahrstoffunfall erzählen, der sich diese Woche bei uns ereignet hat. Nachzulesen auf unserer Homepage
Ich war als Abschnittsleiter Gefahrgut eingesetzt. Die Lage bei meinem Eintreffen war, dass gerade die Informationen der GGDAT gesichtet wurden, der Lenker hatte 5 Gefahrstoffmerkblätter an die Feuerwehr übergeben. Am LKW der als Gefahrguttransporter gekennzeichnet ist läuft eine Flüssigkeit aus, man vernimmt in einem Abstand von 60 m manchmal einen leicht stechenden Geruch. Ein Atemschutztrupp hatte die Lage unter Schutzstufe II bereits erkundet, konnte auf der Ladefläche aber nicht herausfinden, welches Stückgut beschädigt war. Unter dem LKW war bereits eine Auffangwanne platziert worden.
Da wir nicht wussten, welcher der 5 Stoffe austrat, ordnete ich eine EX-Messung sowie eine pH-Wert Messung an. Die mir übergebenen pH-Messstreifen zeigten eine rote Färbung (pH Wert 1 = sauer). Die EX-Messung ergab eine EX-Gefährdung auf der Ladefläche. Der Brandschutz wurde mittels Kombinationsschaumrohr sichergestellt.
Die Frachtpapiere zeigten jedoch größtenteils Laugen, Alkohol und organisches Peroxid. Zur EX-Zone würde der Alkohl passen, nicht jedoch der stechende Geruch (ein bisschen wie frisches Silikon). Zur pH-Wert Messung passte keiner der Stoffe.
Aus diesem Grund lies ich unter Schutzanzügen den LKW manuell entladen und es stellte sich heraus, dass der Kanister mit dem organischen Peroxid Typ F undicht war.
Ich forderte die entsprechende ERI-Card an.
Der defekte 30 Liter Kanister wurde in einen Foliensack gegeben und dann in einem Bergungsfass gelagert. Die restlichen Behälter wurden sortiert im Freien gelagert. Die Straße und die Ladefläche des LKWs wurden mit dem Chemikalienbinder UNI-Safe behandelt. Im Anschluss wurde der LKW von der Feuerwehr ins Feuerwehrhaus gebracht um die Ladebordfläche mit viel Wasser zu spülen. Organisches Peroxid neigt mit brennbaren Stoffen zur Entzündung und das auch unter Sauerstoffabschluss - die Ladefläche war aus Holz.
Im Anschluss wurde der LKW wieder beladen und der Fahrer konnte nach Freigabe vom Notarzt und der Polizei die Fahrt fortsetzen. Der kontaminierte Chemikalienbinder wurde in einem 100 l Fass nach Anordnung des Landeschemikers mit Wasser verdünnt und im Freien gelagert um am nächsten Tag von einem Entsorgungsunternehmen abgeholt zu werden.

Erkenntnis für mich: Der vermeindliche pH Wert von 1 könnte daher stammen, da die ausgetretene Flüssigkeit rot war und dadurch der Messtreifen gefärbt wurde. Dieser Umstand, dass eine rote Flüssigkeit austrat, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Unabhängig davon habe ich aber inzwischen erfahren, dass bei diesem Desinfektionsmittel z.T. auch Essigsäure dabei ist und somit die Messung gar nicht so falsch war.
Die gemessene EX-Zone muss nicht wirklich vorhanden gewesen sein, weil wie sich nach dem Einsatz herausstellte, ging unser PAC-Ex 2 Minuten nach dem Einschalten auf Alarm. Ob der Defekt schon vorhanden war oder durch die erste Messung entstanden ist, kann nicht geklärt werden. Bei der letzten Überprüfung war das Gerät noch in Ordnung.

Wie man sieht, kann man einige Überraschungen an der Einsatzstelle erleben und die eine oder andere Fehlinterpretation.


MfG
Hubert Springer jun.
Dieser Beitrag gibt ausschließlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder!

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