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Herstellungs- und Prüfbeschreibung für eine allgemeine Feuerwehr-Schutzkleidung
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Rubrikpers. Ausrüstung zurück
ThemaPSA, hier: Imprägnierung (Sinn/Unsinn)29 Beiträge
AutorChri8sti8@n 8P., ein Badner in Leipzig / Sachsen physisch, Baden emotio497051
Datum21.07.2008 19:46      MSG-Nr: [ 497051 ]11761 x gelesen

Tach, Post!

Vorab: Die folgenden Zeilen sind - wie immer - meine rein persönliche Meinung und nicht notwendigerweise die meines Arbeitgebers oder eines mit ihm verbundenen Unternehmens.

Zunächst mal sollte man sich fragen, warum man Feuerwehrschutzkleidung überhaupt imprägniert. Hier hilft uns ein Blick in die EN 469, welche in 6.8 eine Sprührate (nach Vorbehandlung, sprich: Waschen und Trocknen, in der Regel mindestens fünf Zyklen) von mindestens 4 fordert. Die wasser- und ölabweisende Ausrüstung mit Fluorcarbonharzen ist eine Möglichkeit hierfür, eine andere wäre beispielsweise die Behandlung des Oberstoffs mit Teflon F, das ist aber auch gleich mal teurer. Vielleicht schafft es auch irgendwann irgendwer ein Nomex/Kermel/PBI ohne jede Ausrüstung nach 5 Pflegezyklen auf eine Sprührate von mindestens 4 zu tunen, das glaube ich aber erst wenn ich die Testberichte gelesen habe. Es gibt also derzeit zwei Möglichkeiten:
a) Man versucht durch eine - wie auch immer geartete - Ausrüstung das Gewebe so wasserabweisend zu machen, dass man eine Sprührate von 4 oder mehr hinkriegt, oder
b) man pfeift auf die Norm und gibt sich als Kunde auch mit weniger als 4 zufrieden. Wobei uns b) zu der interessanten Frage bringt, was den zuständigen Normausschuß wohl geritten haben muss, überhaupt eine Sprührate von mindestens 4 zu fordern. Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht, denn ich war nicht dabei. Vielleicht haben die Ausschußmitglieder die Untersuchungen von Rossi gelesen, wonach eine normale Feuerwehreinsatzjacke ohne wirksame Imprägnierung so rd. 1,3 l Wasser aufnehmen kann, was unter Normbedingungen so ca. genau 1,3 kg Mehrgewicht sind und/oder sie wissen, dass eben dieses Wasser im Oberstoff die Isolationsfähigkeit desselben drastisch heruntersetzt. Vielleicht war es auch einfach ein geschickter Schachzug der vereinigten Textilchemiemafia oder eines anderen Geheimbundes, dessen einzige Aufgabe das Abzocken armer deutscher Feuerwehren ist. Anyway, normativ stellt sich die Situation wie beschrieben dar, also entweder nimmt man es hin oder weicht (auf eigene Verantwortung) davon ab. Denn: Nur um die Jacke wasserdicht zu kriegen brauchts keine Imprägnierung, dafür hat man ja gerade die Membrane, wenn man denn eine hat. Was uns zur nächsten Frage bringt:
Warum hat man eigentlich Membranen in Feuerwehrschutzkleidung? Historisch gesehen war Feuerwehrschutzkleidung membranenlos. Dann kam irgendwann in den späten siebzigern / Anfang der achtziger das FIRES-Projekt in den USA und plötzlich gabs es dann - zumindest dort - Membranen. In Deutschland haben sich die Membranen ab Mitte der neunziger durchgesetzt. Nicht weil die Feuerwehren bzw. heimischen Hersteller alle den FIRES-Abschlußbericht gelesen hätten oder man urplötzlich gemerkt hätte, dass man die letzten 140 Jahre eigentlich Mist gekauft hätte, sondern ganz einfach weil die HuPF 1/4 eine Membrane fordert. Die EN 469 übrigens nicht, warum weiß ich nicht, wie gesagt: ich war nicht dabei. Meines Erachtens ist das aber eine Philosophiefrage, die eine Seite schwört auf Membranen in Feuerwehrschutzkleidung, die andere Seite lehnt sie als unnötig ab. In Deutschland ist man überwiegend auf der Seite der Membranbefürworter, auch weil man in Deutschland überwiegend die These der universellen Feuerwehrschutzkleidung (eine für alles) vertritt. Von daher kann das CEN noch lustig weiter Normen wie z.B. EN 15614 veröffentlichen, die meisten deutschen Feuerwehren wollen trotzdem auch zukünftig bei 35° im Schatten einen brennenden Stoppelacker mit HuPF 1/4 und 8 Metern Reflexstreifen erschrecken. In Teilen Skandinavien sieht man das anders und hält zumindest bei der Gebäudebrandbekämpfung Membranen für verzichtbar, deshalb ist im RB90 auch keine drin.
Weil nun aber EN 469 die Option einer membranlosen Schutzkleidung offenläßt hat man ebenda zwei Leistungsstufen für die Wasserdichtigkeit vorgesehen, nämlich Lst. 1 mit < 20 kPa für Systeme ohne Feuchtigkeitssperre und Lst. 2 mit > 20 kPa für solche mit Feuchtigkeitssperre. Was uns zur dritten Frage bringt:
Ist ein Widerstand von 20 kPa (immerhin 0,2 bar) gegen das Eindringen von Feuchtigkeit viel oder wenig? Nun weiß ich ehrlich gesagt nicht, mit welchem Druck ein normaler Regentropfen auf meinen Körper trifft, aber wenn man sich beispielsweise hinkniet, um ein Standrohr ein- oder einen Verteiler aufzuschrauben, dann ist der statische Druck im Auflagebereich garantiert erheblich höher als 20 kPa und dann sabberts halt durch. Gerüchteweise soll das auch bei membranlosen Jacken auch schon bei Starkregen passieren, sagen jedenfalls einige, die solche Modelle tragen. Ob man das mag oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden, es gibt sicherlich Leute die stehen total darauf (vielleicht weil sie sich so Mutter Natur und ihren Elementen enger verbunden fühlen), mei, andere lassen sich ans Bett fesseln und auspeitschen...
Aber back to topic...
Wenn man vom imprägnieren - oder hydrophobieren, wie Steffen das richtig angemerkt hat - spricht, dann reden wir eigentlich von zwei Dingen: Der wasserdruckbeständigen Ausrüstung oder der wasserabweisenden Ausrüstung. Die wasserdruckbeständige Ausrüstung nimmt man beispielsweise für Zelte oder auch Markisen, also im Regelfall für Anwendungen, wo man einlagige arbeitet und diese Lage wasserdicht sein muss. Weil bei einer wasserdruckbeständigen Ausrüstung deshalb die Poren und Gewebezwischenräume mit dem hydrophoben Mittel verschlossen werden ist das nicht nur erstaunlich wasserdicht, sondern meistens sogar wasserdampfdicht, was schnell zu interessanten Kleinklimata führt. Zelthersteller behelfen sich hier mit Belüftungsöffnungen.
Etwas anders sieht es bei der wasserabweisenden Ausrüstung aus: Da hier das Ziel lediglich darin besteht, große Mengen Wasser vom Gewebe fernzuhalten und gerade nicht das Gewebe an sich wasserdicht zu machen, werden bei der wasserabweisenden Ausrüstung - und jetzt kommt der Gag - die Poren bzw. Gewebezwischenräume gerade nicht verschlossen. Vielmehr werden nur die Fasern mit dem hydrophoben Mittel umhüllt, weshalb das Gewebe an sich weiter luft- und wasserdampfdurchlässig ist. Deshalb nimmt man die wasserabweisende Ausrüstung gerade im Bekleidungsbereich und hier speziell bei mehrlagiger Bekleidung her, da die eigentliche Nässesperre erst weiter hinten in Form einer Membrane kommt.
Und (wie auch auch schon richtig angemerkt): Das beste Hydrophobiermittel bringt gar nix, wenn es falsch angewendet wird. Wenn man das Zeug in der Haushaltswaschmaschine einfach mit dazukippt, dann kann man es auch gleich in den Ausguss leeren und der Effekt wäre der gleiche. Deshalb empfehlen die Hersteller auch die industrielle Wäsche. Nicht weil die was gegen die heimische Waschmaschine hätten, sondern weil ebenjene oftmals programm- bzw. dosiertechnisch nicht in der Lage sind, eine ordentliche Hydrophobierung durchzuführen (empfohlen: Wäsche, ablassen, 1. Spülen, ablassen, 2. Spülen, ablassen, zwischenschleudern, jetzt erst ausrüsten, zweimal Intervallschleudern bei nicht voller Drehzahl und dann einmal Intervallschleudern bei voller Drehzahl. Dann auf links gedreht bei mindestens 80° trocknen, dann auf rechts drehen und erneut trocken und immer eine Restfeuchte von 2-5% beachten. Viel Spaß beim Programmieren der Haushaltswaschmaschine).
Wenn man also eine Imprägnierung ablehnt, weil sie "die Membrane zumacht" (obwohl z.B. Gore das Gegenteil behauptet), dann würde ich persönlich mich als erstes fragen, ob hier wasserabweisend, oder nicht vielleicht doch eher wasserdruckbeständig imprägniert wurde. In letzterem Fall hätte ich so leise Zweifel an der Fachkompetenz des Wäschers / Imprägnierers.

Da dein Kollege Dirk Orthmann ja unlängst Reflexstreifen getestet hat würde ich also - sollte es in diesem Forum nicht hinreichend (belegbare) Erfahrungen mit dem Verzicht auf Imprägnierung geben - einfach vorschlagen, die Feuerwehr Düsseldorf testet ganz praktisch den Verzicht auf eine Nachimprägnierung. Man nehme zwei Jacken gleichen Alters und aus gleicher Produktion, wasche sie ca. fünf mal (so dass keine Hydrophobierung mehr vorhanden ist), imprägniert eine nach und die andere nicht und unterziehe sie im folgenden identischen Tests und dokumentiere das Ergebnis. Als Parameter schlage ich vor:
- Anschmutzverhalten gegenüber Blut, Öl, Erde etc.
- Sprayrate und
- Wasseraufnahmevermögen
Auf das Ergebnis wäre ich gespannt, auch wenn ich es mir schon fast denken kann.

Wie gesagt, meine rein persönliche Meinung.


MkG,
Christi@n

-------------------------------------------------
Fumus ignem

- This is my very own opinion... -

"Der Angriffstrupp rüstet sich aus, geht (Truppführer immer rechts) vom Druckstutzen der Pumpe 35 Schritt (bzw. eine B- und C-Schlauchlänge) vor und tritt einen Schritt nach links. Der Truppmann setzt die Kübelspritze ab und legt auf deren Deckel das Brechwerkzeug. Der Truppführer stellt die Axt mit dem Stiel auf den Boden, die Schneide zeigt nach vorn. Der Truppführer des Angriffstrupps meldet dem Gruppenführer durch Zuruf "Angriffstrupp zur Stelle" (Heimberg-Fuchs: Die Ausbildung der Feuerwehren, 1947)

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