Geschrieben von Josef MäschleEs gibt aber neben den Menschen, die darüber sprechen wollen auch den sogenannten Verdrängertyp, der bei einer moderaten Anzahl belastender Vorfälle ein ganzen FF-Feuerwehrleben überhaupt keine Probleme oder Einschränkungen hat, wenn er nicht darüber sprechen will.
Wenn Du Menschen dieses Typs zum Seelenstriptease zwingst, dann bringst Du sie mit hoher Wahrscheinlichkleit gerade dadurch zum Zusammenbruch.
Meistens halten in der Praxis diejenigen, die darüber reden können zwar mehr aus - Trotzdem ist es nicht an uns zu entscheiden daß jeder es sich in einer Nachbereitung noch einmal anzusehen hat.
Völlig richtig!
Dieses "debriefing" ist auch bei Fachleuten nicht ganz unumstritten (nebenbei habe ich nicht ein einziges Mal solche Hilfe angeboten bekommen und komme trotzdem klar. Dass es Nächte gibt, in denen ich auf wache,w eil ich plötzlich von schlimmen Dingen aus der Vergangenheit träume, das will ich hier nicht verhehlen)
Es gibt da zwei Lehrmeinungen zu: Die eine, welche meint, dass die Dinge gleich vor Ort angesprochen werden müssen (halte ich aus heutiger Sicht für kritisch), deshalb Notfallseelsorger an die Einsatzstelle schickt, und die
Andere, zu deren Vertretern z.B. der Freiburger Psychatrie-Professor Mathias Berger gehört.
Seine Aussage: "Wäre diese Methode (debrifing, Klaus) ein Medikament, so gehörte es sofort verboten."
Nach seiner Auffassung sollte die gründliche Aufarbeitung erst sehr viel später erfolgen.
Die Freiburger Professorin Elisabeth Nyberg erklärte in einem Symposium, dass sich die Betroffenen in der Tat erst einmal besser fühlen würden, würde das "debriefing" zeitnah erfolgen, doch hätten Langzeitstudien an der UNI Freiburg gezeigt, dass nach so einem Gespräch die "posttraumatischen Belastungsstörungen" (PTBS) wesentlich häufiger auftreten würden als ohne "debriefing"
Ich gestehe, dass ich früher ein vehementer Verfechter der einsatznahen Aufbereitung war, aber heute bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.
Wir alle erleben Lebenskrisen wie z.B. den Tod der Ehefrau oder eines Kindes oder was auch immer.
Sehr selten werden diese Krisen mit Hilfe eines Psychologen aufgefangen und nach einer gewissen Zeit kehrt man wieder zum Alltagsgeschehen zurück.
Die Trauer bleibt, ganz klar, aber die kann einen auch kein Psych. nehmen.
Oben schrieb ich, dass ich heute kein Freund dieser Methode ("debriefing") mehr bin.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass dort dem betroffenen Kollegen/Kameraden erst die seelische Krise eingeredet wird.
Hier gehe ich sogar einen Schritt weiter: Ein solcher Einsatz sollte im Kameradenkreis ausdiskutiert werden, wo es KEINEM erlaubt ist, einen dummen Spruch zu machen.
Die Erfahrenen unter uns können den Jungen da sehr viel mehr Hilfe geben, als ein Externer.
Dass der Wehr- oder sonstige Einsatzführer dabei zu sein hat ist ganz klar.
Und jetzt die Hoffnung, dass der Mann von der menschlichen Seite in der Lage ist, die Kameraden etnsprchendn anzureden.
(Und nicht wie in meiner Anfangszeit ein Fahrzeugführer mit einem IQ dicht an der Mindestgrenze, der mich anblaffte:"Wenn Sie das nicht sehen können, dann dürfen Sie eben nicht zur Feuerwehr gehen!" )
Es war ein schlimmer Unfall, ein Müllwagen war über das Köpfchen eines kleinen fünf Jahre alten Mädchens gerollt.
Zeit: Anfang der siebziger, etwas, was heute in keiner BF (und ich hoffe auch in keiner FFw) mehr vorkommen sollte.
Hierzu habe ich das Beispiel meines Sohnes vor Augen, der in einem seiner ersten Einsätze auf der BAB hat eine Frau im Wagen verbrennen gesehen.
Ich weiß noch, wie er bei mir am Tisch saß und verzweifelt versuchte, seine Tränen zu unterdrücken.
Tränen gab es nicht, das war Ehrensache (und Wahnsinn!! Natürlich kann man seine Trauer ausleben, verdammtes Machogehabe!))
Er denkt mit Sicherheit heute noch da dran, jedenfalls von Zeit zu Zeit, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es heute noch eine echte Krise ist.
Ich weiß, dass viele meiner Aussagen provokant sind, se mögen diskussionswürdig sein, aber sie sind die Summe meiner persönlichen Erfahrungen..
Kommt immer gesund nach Hause
Klaus
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