Hallo,
kommt jetzt hier schon zum zweiten Mal, aber: Nein, ein LF 8 ohne Frontpumpe ist nicht unbedingt ein TSF.
Neben der unterschiedlichen Besatzung und dem Gewischtsunterschied von 3.500 kg (TSF) vs. 6.500 bzw. 7.500 kg (LF 8), verfügte das alte Norm-TSF auch nur über 8 B- und 10 C- gegenüber 14 B- und 12 C-Schläuchen beim LF 8. Die restliche Ausstattung zwar war weitgehend gleich (für eine Gruppe), beim LF 8 war aber natürlich noch eine gewisse Zusatzausstattung (z.B. Stom + Licht) möglich (Atemschutz klammere ich mal aus; das alles, vor allem die Gewichtsangaben, beziehen sich auf die letzte Fassung der Norm des LF 8 von 1986 sowie die zeitlich passenden TSF-Normblätter von 1977 und 1988).
LF 8, bzw. als LF 8 bezeichnete Fahrzeuge, ohne Frontpumpe finden sich bis in die 60er Jahre gar nicht mal so selten. Dachte an sich bis eben, die Frontpumpe sei zu dieser Zeit auch noch nicht unbedingt verbindlich gewesen (auch wenn sie bei der Mehrzahl der Fahrzeuge, auch dieser Zeit, vorhanden war) und habe deswegen eben noch mal nachgesehen, aber tatsächlich sah lediglich die erste Typenreihe von 1952 noch ein LF-TS 8 sowie ein LF-TSA 8 vor, die - wie hier auch schon angemerkt - weitgehend dem Leichten Löschgruppenfahrzeug LLG der Kriegszeit entsprachen. Schon mit der Vornorm von 1955 entfielen diese Fahrzeuge jedoch, und es fanden sich nur noch das LF 8-TSA und LF 8-TS. Die Frontpumpe war also fortan an sich verbindlich, die Norm selbst allerdings nicht, dann auch wenn sie weitgehend befolgt wurde, handelte es sich tatsächlich bis 1969 nur um eine Vornorm (sämtlicher Typen).
Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum bis Anfang der 70er verscheidentlich LF 8 ohne Frontpumpe anzutreffen sind. Ein andere könnten aber auch taktische Erwägungen gewesen sein, die hier nicht selten im Zusammenhang mit TS auf LF 10/6 diskutiert werden und die überraschender Weise *) auch H. Brunswig schon 1961 formulierte: "Bei dieser Situation muß erneut die Frage gestellt werden, ob denn ausgerechnet bei dem kleinsten Löschgruppenfahrzeug mit der geringsten Gerätebestückung [...] nur einem Dogma zuliebe gleich zwei Feuerlöschpumpen erforderlich sind." ...?
Übrigens ganz gut zu der / den Fragen passend und sogar mit Schleswig-Holstein-Bezug: Ende der 60er entwickelte SH das sog. TSF-GW, ein Fahrzeug mit TSF-Ausstattung und zusätzlicher Beladung für TH (der Zeit entsprechend, grob: Stromerzeuger, Mehrzweckzug, Brenn-Schneidgerät, 6 PG 12 für den Brandschutz; hydr. Rettungsgeräte gab es damals so gut wie noch gar nicht) auf einem LF 8 Fahrgestell (fast ausschleißlich MB 408 G) mit vereinfachtem Aufbau (Serien-Kastenwagen mit vier Türen + Hecktüren und einfachem Dachaufbau). Kurz später zog Nds. nach, verpasste dem TSF-GW jedoch eine Frontpumpe und nannte das ansonsten baugleiche (auch Staffelbesatzung) Fahrzeug, der hier auch diskutierten Logik "feste FP = LF" (Umkehrschluß "ohne FP = TSF") folgend - ungeachtet der übrigen Unterschiede (s.o.), "HiLF 8" (Hi = Hilfeleistung). Netter Weise gab es dann übrigens auch sehr vereinzelt in Nds. HiLF 8 ohne (eins glaub ich) und in SH TSF-GW mit (zwei, drei) Frontpumpe.
Hier schließt sich eventuell der Kreis zu besagtem LF 8 ohne Frontpumpe ein wenig: Habe grade mal nachgesehen, Vorgänger war zwar ein "echtes" TSF, vielleicht verzichtete man 1985 bei der Beschaffung des LF 8 jedoch trotzdem mit einem Seitenblick auf das auch damals noch in SH vorgesehene (auch wenn es kaum noch beschafft wurde) TSF-GW einfach auf die Vorbaupumpe. Zu dieser Theorie würde übrigens auch der Hersteller ganz gut passen, denn so gut wie alle gelieferten TSF-GW und HiLF wurden von Meisner ausgebaut (auch wenn sie unter den Namen der großen - Metz, Ziegler - oder auch lokaler Händler - Bode, Murer - verkauft wurden - übrigens auch mit der entsprechenden Herstellerangabe auf den Typenschildern ->).
Die Aufschrift auf den Hersteller-Typenschildern muß übrigens nicht unbedingt viel sagen, da stehen mitunter "lustige" Sachen drauf, mitunter auch Bezeichnungen die nicht zutreffen, die es nie gab oder es auch aktuell schlicht nicht gibt.
*) So überraschend allerdings auch nicht, wenn man Brunswig bzw. dessen Schriften kennt.
Gruß
Daniel
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