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RubrikFeuerwehr-Historik zurück
ThemaFreiwillige Feuerwehren: Einst und Jetzt48 Beiträge
AutorDani8el 8R., Peine / Niedersachsen531980
Datum02.01.2009 00:39      MSG-Nr: [ 531980 ]12516 x gelesen

Hallo,

hier noch wie angekündigt ein Auszug aus der Chronik der FF Peine von 2002:

Im Laufe der Zeit veralteten diese Feuerordnungen jedoch zunehmend, ihre Vorschriften passten kaum noch zu den bestehenden Zuständen. Die Bevölkerung wie auch die Gemeinden waren infolge der Befreiungskriege verarmt, die Zünfte und Gilden in den Städten, sonst die Stützen des Feuerlöschwesens, waren der Auflösung nahe. An Stelle der Ordnung, die früher geherrscht hatte, machte sich beim Feuer wüste Unordnung bemerkbar. Dazu kam eine immer bemerkbarer werdende Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegen Feuerausbrüche infolge der sich mehr und mehr ausbreitenden Feuerversicherungen (in der Tat wurde die Landschaftliche Brandkasse Hannover - VGH bereits 1750 durch den Kurfürsten Georg August von Hannover als „kurhannöversche Brand-Assecurations-Societät gegründet), und die Unlust überhaupt, dem Gemeinwesen Opfer zu bringen. Bürger, die ihr Hab und Gut gegen Feuerschaden versichert hatten, glaubten sich der Verpflichtung, bei einem Feuer persönlich Dienst zu leisten, entziehen zu dürfen. Das Feuerlöschwesen war trotz aller Bemühungen der Obrigkeiten im Niedergang.

[...]

Freiwillige Feuerwehren werden gegründet

Bei allen Unterschieden der in den Städten und Gemeinden gültigen Feuerordnungen war doch fast allen das Eine gemeinsam: Die gesamte männliche Bevölkerung war zum Feuerlöschdienst verpflichtet, soweit sie nicht ausdrücklich davon ausgenommen war. Diese allgemeine Pflichtfeuerwehr war inzwischen von der gesellschaftliche Entwicklung und der einsetzenden industriellen Revolution überholt worden. In den meisten Städten und Gemeinden mangelte es weniger an Löschgeräten, als vielmehr an einer mit deren Bedienung vertrauten und, wie schon gesagt, hinreichend motivierten Löschmannschaft. Erschwerend kam hinzu, dass in der Regel eine viel zu große Menge Verpflichteter an der Brandstelle erschien, und außerdem die zur Leitung der Brandbekämpfung nötigen kompetenten Personen fehlten. Kurz gesagt: Bei einem Feuer brach meistens ein heilloses Chaos aus. Besonders deutlich wurden diese Defizite im Mai 1842, als ein gewaltiger Brand ein Drittel der Stadt Hamburg in Schutt und Asche legte. Das Feuerlöschwesen in Hamburg war vorher als vorbildlich im nordwestlichen Deutschland angesehen worden, niemand hatte bisher am bestehenden System gezweifelt.

Ein zeitgenössischer Bericht aus Berlin beschreibt diese Probleme nochmals sehr anschaulich. Der Bericht wurde 1901 von einem gewissen Hans Teubner verfasst, nicht zuletzt, um die Zustände aufzuzeigen, die bis zur Gründung der Berliner Feuerwehr, der ersten deutschen Berufsfeuerwehr, im Jahre 1851 herrschten.

>> Eine größere Feuersbrunst in Berlin gehörte früher stets zu den komischen Ereignissen. Alle Nachtwächter tuteten, auf den Militärwachen schmetterten die Hörner, wirbelten die Trommeln, und von allen Türmen läuteten die Glocken. Ein Höllenlärm, der natürlich die ganze Stadt aus dem Schlafe störte. Allgemeine Unruhe und Angst. Niemand wusste, ob es im eigenen Hause, oder ob es im entgegengesetzten Stadtviertel brannte, auch die Feuermänner natürlich nicht, die häufig die Lärmrufe erst später als jeder andere vernahmen. Nachdem diese ihre Kleidung und Löschgeräte zusammengesucht, sich eventuell erst durch einen Morgenkaffee gestärkt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Spritzenhause. Die Spritzen waren da, aber die Pferde wollten immer noch nicht kommen. Inzwischen wurde der nächste Türmer requiriert, um nach dem Feuer auszuschauen. Der alte Mann kletterte die 100 und einige Stufen herauf und kam nach einer halben Stunde mit der Nachricht zurück, daß ihm das Feuer in der Gegend des Oranienburger Tores zu sein schien. Weil die Pferde immer noch nicht eingetroffen waren, fassten die wackeren Bürger einen heroischen Entschluß und spannten sich selber vor die Spritze. So ging es rüstig durch die Straßen, bis die Spritze von den Pferden eingeholt wurde; man legte sie vor und setzte das Gespann in einen kurzen Trab, worauf man in nicht allzu langer Zeit in die Gegend des Oranienburger Tores gelangte. Aber ein Feuer war nirgends zu entdecken, und so irrte die Spritze ratlos durch die Straßen, bis sich ihrer ein intelligenter Nachtwächter erbarmte, der es ganz genau wusste, daß das Feuer am Alexanderplatz sei. Allerdings eine halbe Meile Entfernung, doch auch diese wurde mutig überwunden, und die Spritzenmannschaft sah ihre Ausdauer herrlich belohnt, denn das Feuer war zwar nicht am Alexanderplatz, aber doch in der Nähe – nämlich in der Großen Frankfurter Straße. Immer vorwärts, schon erblickte man den Feuerschein, und endlich hielt die Spritze bei dem in Flammen stehenden Hause. Aber vier andere Spritzen waren schon zuvorgekommen, und auf keine Prämie war mehr zu rechnen. Alle Mühe, alle Aufopferung war umsonst. Langsam und widerwillig ging die Mannschaft an die Arbeit. Zehn Kommandos erschallten durcheinander, und die des Stadtbaurates widersprachen direkt denen des Oberspritzenkommissarius, und außerdem kommandierten noch gleichzeitig die Ratsmaurer- und die Ratszimmermeister, sowie ein halbes Dutzend Polizeibeamte. Die Spritzenleute wussten nicht, wem sie gehorchen sollten; sie taten entweder, was sie wollten oder gar nichts. Eine Menge Unberufener trieb sich auf der Brandstelle umher, einige wohl in der besten Absicht, zu löschen oder zu retten, aber sie standen den Arbeitenden nur im Wege oder drängten sich in die Häuser und warfen die Möbel zum Fenster hinaus. Andere benutzten die günstige Gelegenheit, um sich mit ihres Nächsten Gut zu bereichern oder allerhand Unfug und Exzesse zu betreiben.
Fortwährend ertönte der Ruf nach Wasser, das in unbedeckten Feuertienen herangeschleift wurde und schon unterwegs zur größeren Hälfte verloren ging. Der hochliegende Wasserkasten der Spritzen, die noch aus der Zeit Friedrich des Großen stammten, ließ sich nur mit größter Mühe vollschöpfen, aber nun passte der Schlauch wieder nicht, oder er war nicht lang genug, und der Strahl konnte die Flammen nicht erreichen. Eine Spritze war plötzlich ohne Bedienung, die Mannschaft hatte sie verlassen und war nach Hause gegangen. Andere Spritzenleute hatten sich betrunken und beschädigten nun die Löschgeräte, teils zufällig, teils mutwillig, um nicht länger arbeiten zu müssen.
Inzwischen hatte das Feuer immer weiter und mächtiger um sich gegriffen, und nach wenigen Stunden war das Gebäude ein rauchender Schutthaufen. Einige Menschen waren verbrannt oder erstickt oder sonst zu Schaden gekommen, das Mobiliar entweder verbrannt, demoliert oder entwendet.<<

Allmählich setzte sich also die Ansicht durch, dass anstelle dieser viel zu großen und unmotivierten Löschmannschaften eine für diese Tätigkeit besonders geschulte, weniger zahlreiche Mannschaft treten müsse, die zum Brandschutz Verpflichteten sollten nur noch als Reserve für den Notfall dienen. Der Gedanke der Freiwilligen Feuerwehr war geboren! Als älteste deutsche Freiwillige Feuerwehr gilt heute die im Juli 1841 als „Freiwilliges Lösch- und Rettungscorps“ gegründete Freiwillige Feuerwehr Meißen. Allerdings soll sich schon 1745 eine „Freywilligen Vereinigung“ in Barmen, heute ein Stadtteil von Wuppertal, gebildet haben und auch in Saarburg (Rheinland-Pfalz) soll bereits seit 1832 ein „Löschverein“ bestehen. Jahrelang hatte das heute zu Karlsruhe gehörende, 1846 gegründete „Pompier-Corps“ Durlach den Status der ältesten deutschen Feuerwehr, das am 28. Februar 1847 beim Brand des Stadttheaters Karlsruhe seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis stellte und so wesentlich zur Gründung Freiwilliger Feuerwehren im süddeutschen Raum anregte. Im nördlichen Deutschland ließ diese Entwicklung allerdings noch auf sich warten, es fehlte an Männern, die dem Ganzen hätten Gestalt geben können.




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