1. Alarm- und Ausrückeordnung
2. Allgemeine Aufbau Organisation (Pol)
Hallo zusammen,
mal aus Sicht des Betroffenen und Klägers:
Er hat möglicherweise Monate bis Jahre seines Lebens mit der Behebung gesundheitlicher Schäden verloren. Er hat ein Transplantat erhalten müssen; das wird ihn vielleicht sein Leben lang gesundheitlich beeinträchtigen. Ich nehme an, dass Brandwunden auf 40% des Körpers bleibende Narben hinterlassen haben. Und nach allem was wir wissen trägt er selbst daran keine Schuld.
Ob er noch gegen jemand anderen als die Feuerwehr geklagt hat, wissen wir aus den Texten nicht - vielleicht hat er ja. Gäbe genug Kandidaten: Gegen die Nachbarin, gegen die Leitstelle oder den Macher der AAO, und vor allem gegen den Verantwortlichen für mögliche bauliche Mängel. Auf jeden Fall zu verstehen ist, dass er als Laie von Experten geklärt haben will, ob jemand und wer an seinen schweren Schäden eine Schuld trägt. Dafür, solche Dinge zu klären, sind unsere Gerichte da.
Ich kann sehr gut verstehen, dass er nicht ohne weitere Nachforschungen von fähigen Experten seine Schäden als "Schicksal" akzeptiert. Warum sollte er?
Ja, wir sind die, die professionell Feuer löschen können sollten, und soweit ich es beurteilen kann das auch tun. Aber auch Profis können unentschuldbare Fehler machen. Auch professionelle Bauunternehmen haben schon Asphalt verlegt, der sich nach kurzer Zeit als komplett unbrauchbar herausstellte. Professionelle Ingenieure haben unbrauchbare Radreifen für Eisenbahnwaggons entwickelt, und dadurch über 100 Menschen umgebracht. Also warum soll ein Laie "automatisch" annehmen, dass man schon alles richtig gemacht hat, nur weil "Profis" am Werk waren?
Ich kann aber - aus unserer Sicht als Feuerwehr - auch gut verstehen, dass "die Feuerwehr" sich über eine solche Klage gar nicht freut. Jeder Feuerwehrmann, egal ob er dabei war oder nicht, der mit großem Einsatz, auch unter persönlichem Risiko und unter viel privatem Verzicht tätig ist, fühlt sich dadurch zu Recht angegriffen. Es könnte ja auch wirklich alles eine Verkettung unglücklicher Umstände sein, als rein spekulatives Beispiel könnte ein solcher Fall wie folgt ablaufen:
- Der Disponent hat wirklich wegen der unklareren Meldung einen ganzen Löschzug geschickt.
- Die Frau sagt nach ihrer Rettung (siehe Bericht): "Ich habe überall geklopft und alle geweckt." Wovon ja der Mann leider nicht aufgewacht ist.
- Der Einsatzleiter lässt alle Wohnungen nacheinander noch mal absuchen, aber natürlich dauert das länger.
- Über dem allgemeinen Einsatzlärm hatte man keine Chance, früher auf den rufenden Mann auf dem Balkon aufmerksam zu werden.
- Als man ihn dann bemerkt, reicht die Zeit wirklich nur noch gerade so für den Sprungretter. So hat die Feuerwehr ihr möglichstes getan, und ihm trotz widriger Umstände gerade noch das Leben gerettet.
Ich fürchte also, wir müssen in solchen Extremfällen wirklich mit solchen Klagen leben. Nicht immer als Angriff des Klägers: "Ihr habt was falsch gemacht, ich bin ganz sicher!" sondern vielleicht auch oft im Sinne von: "Irgendwas ist schief gelaufen, sonst hätte ich nicht diese Schäden, und ich würde gerne wissen, wer dafür verantwortlich ist.""
Wenn das so war, wird sich das hoffentlich auch in dem Gerichtsverfahren so klären.
In der Hoffnung, das so etwas möglichst selten wieder passiert,
Kai
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