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RubrikKommunikationstechnik zurück
ThemaBOS-Digitalfunk - ein niederländischer Erfahrungsbericht19 Beiträge
AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / NRW611748
Datum26.02.2010 12:24      MSG-Nr: [ 611748 ]4251 x gelesen
Infos:
  • 26.02.10 Bericht von Frontal21
  • Themengruppe:
  • Digitalfunk

  • Geschrieben von Michael RoleffWelche Lösung schlägst Du vor ?

    hab ich n-fach im Allgemeinen und im Detail beschrieben. So wie das jetzt aussieht, wird man den Weg, der noch viel Schweiß und Ärger kosten wird, weitergehen müssen...

    Es wäre aber schön, wenn man mal mit blinden Versprechungen aufhören würde und die alte Technik noch so lange (auch von den Firmen, die sich mehr Geld mit Digitalfunk versprechen!) weiter angeboten wird, bis die neue wenigstens einigermaßen sicher läuft...


    Hab ich erst im letzten Jahr nochmal in einer Kolumne fürs FWM geschrieben...

    Kolumne

    Der Digitalfunk - kommt später und wird viel teurer - aber lasst uns daran arbeiten, dass die Kommunikation wenigstens nicht schlechter wird!

    Zur WM 2006 hätte er spätestens funktionieren sollen, dann wurde 2010 als Ziel ausgegeben - und nun sind wir beim offiziell genannten Jahr 2012 - vermutlich aber noch einige Jahre später, bis er wirklich flächendeckend funktioniert. Zu erwarten ist, dass es aufgrund der Umstellungsprobleme schon aus finanziellen Gründen selbst nach flächendeckendem Netzaufbau eine mehrjährige Übergangsphase mit erforderlichem Parallelbetrieb von analoger und digitaler Funktechnik geben wird.

    Wir alle haben den Aufwand und die Probleme mit dem Stemmen eines solchen Mammutvorhabens unterschätzt, die einen mehr, die anderen weniger.

    Damit die Kommunikation bis zur flächendeckenden Einführung und v.a. auch dem flächendeckenden Funktionieren des Digitalfunk - also inklusive der notwendigen Ausstattung mit den Endgeräten in allen Fahrzeugen - sichergestellt werden kann, müssen die vorhandenen Kommunikationsmittel sicher funktionieren, d.h. funktionsfähig erhalten werden. Dazu gehören nicht nur leistungsfähige Sende- und Empfangsteile (die altern und reparaturanfälliger werden, bei gleichzeitigem Rückgang der Ersatzteilverfügbarkeit!), sondern auch die notwendigen Zubehörteile wie FMS-Geber, Kurztextauswerter, Hörer bzw. Mikrophon-/Lautsprecherkombinationen und leistungsfähige Akkus für tragbare Funkgeräte. Wo dies aufgrund fehlender Ersatzteile oder mit heutiger Technik inkompatibler Programmierungssoft- bzw. -hardware nicht mehr möglich ist, müssen rechtzeitig ausreichend viele analoge Funkgeräte neu beschafft werden! Die Verweigerung notwendiger Ersatzbeschaffungen, weil „morgen der Digitalfunk“ kommt, ist schlicht unverantwortlich, weil auch heute der Einsatz noch sicher funktionieren muss!

    Die Hersteller analoger Funktechnik sind dazu aufgerufen, die Abkündigungen gut funktionierender Endgeräte einzustellen bzw. die Fertigung wieder aufzunehmen, um die sich abzeichnende Versorgungslücke mit passender vorhandener Technik solange abdecken zu können, wie es erforderlich ist. Erfolgt dies nicht, werden andere Hersteller diese Lücken bereitwillig füllen, auch wenn das ggf. zu Mehraufwand im Umbau bzw. der Ausbildung bei den Anwendern führen kann.

    Die Hersteller und Planer digitaler Funktechnik sind aufgefordert, möglichst alles so auszulegen, dass die deutlich erhöhte Leistungsfähigkeit im Bereich der Datenübertragung der seit einigen Jahren bereits definierten zweiten Ausbaustufe von Tetra („Tetra 2“) ihre erhöhte Leistungsfähigkeit auch nutzen kann - und nicht durch bereits jetzt veraltete Technik „ausgebremst“ wird. Ausserdem muss noch stärker auf die Anforderungen der BOS (z.B. Beständigkeit gegen Desinfektionsmittel im Rettungsdienst bzw. Spritzwasserschutz für Hörer in Pumpenräumen von Löschfahrzeugen) geachtet werden.

    Noch viel wichtiger als die relativ einfache Beschaffung von analoger oder digitaler Funktechnik beim Nutzer ist aber die strategische und taktische Kommunikationsplanung!

    Soweit noch nicht geschehen ist u.a. übergreifend zu planen:
    - Technische bzw. menschliche Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Technik für den Zeitraum der sicheren bzw. vermuteten Parallelnutzung. Dies ist mindestens für die Leitstellen und Führungsfahrzeuge ab ELW 1 erforderlich!
    - Migration der Fahrzeugfunkgeräte nach einem abgestimmten Modell. Kommunikation dieser Migration innerhalb der jeweiligen Einheiten sowie bzw. v.a. mit den Leitstellen und dem Umland.
    - Der gesprochene taktische Funkrufname (das hat mit der Technik der Übertragung nichts zu tun!). Dieser kann und sollte, muss aber nicht etwas mit dem übertragenen Rufnamen, der für FMS bzw. SDS-Datenübertragungen benutzt wird, gemein haben. (In dem Zusammenhang ausdrücklich hier erneut der Aufruf, sich endlich ein bundeseinheitliches gesprochenes Funkrufnamensystem zu einigen!)
    - Ggf. Migration der Einsatzstellenfunkgeräte - sofern eine Lösung für die ggf. vorhandenen Gebäudefunkanlagen gefunden wurde. (Eine Migration der Einsatzstellenfunkgeräte ohne begleitende schnelle Umstellung vorhandener Gebäudefunkanlagen ist i.d.R. eine Verschlechterung der vorhandenen Situation und dann zu unterlassen!)
    - Kommunikationsstruktur (die immer der Einsatzplanung = Taktik folgen muss!) im örtlichen Einsatz beim Einsatz ggf. verschiedener analoger bzw. digitaler Funktechnik bis zur kompletten Umstellung aller vorhandenen Fahrzeuge.
    - Dito im überörtlichen Einsatz verschiedener Einheiten und Organisationen.
    - Dito im überregionalen Einsatz bis hin zum Einsatz von Verbänden aus verschiedenen Bundesländern. (Spätestens dann werden überall verstandene Funkrufnamen benötigt! Völlig peinlich, ggf. sogar sträflich leichtsinnig würde es, wenn das eh keine Rolle spielt, weil überregionale Einheiten mangels vorheriger Planung in den Systemen nicht versorgt bzw. berücksichtigt sind und daher sowieso schon rein technisch nicht kommunizieren könnten.)
    - Technische Unterstützungseinheiten, die auch in der Lage sind, vor Ort ggf. nicht autorisierte Funkgeräte (mindestens von Führungsfahrzeugen anderen Einheiten) in ein vorhandenes Netz einzubuchen, ein örtliches Netz aufzubauen bzw. ein zu schwaches Netz ggf. sogar zu verstärken bzw. Schnittstellen zur analogen Technik zu bieten. All das muss vorgeplant und strukturiert sein, weil es selbst dann noch in der Umsetzung vor Ort mehrere Stunden dauern wird, bis es umgesetzt werden kann, sofern die notwendigen Geräte und Kenntnisse vorhanden sind bzw. der Netzauf- und –ausbau das auch zulässt.
    - Ausreichende Alarmierungsstrukturen im analogen oder digitalen Netz. Wobei derzeit ersteres wahrscheinlicher erscheint, schon weil es immer noch an Meldeempfängern für den Digitalfunk mangelt und die Netzdichte flächendeckend nicht überall reichen dürfte.

    Wer tatsächlich die „ferngesteuerte“ dynamische Gruppenbildung plant, muss nicht nur deren Struktur überlegen, sondern auch, wer an welcher Stelle zu deren Anforderung bzw. Umsetzung autorisiert wird - und was ggf. als Rückfallebene dient. Diese Planung muss mit dem taktischen Führungsmodell in Übereinstimmung gebracht werden. „Funkschaltungen“ die aufgrund der Kommunikationswege von der Einsatzstelle über deren vorgesetzte Stellen bis zur „autorisierten Stelle“ und von dort zum Funkgerät ggf. erst nach Stunden erst wirksam werden, sind eine unnütze Fehlplanung, weil sie niemals an der Einsatzstelle akzeptiert werden würden. Fernschaltungen von Einsatzstellen aus erfordern voraussichtlich nicht nur die Berichtigung im Netz dafür, sondern auch einen erheblichen technischen Aufwand und eine besondere Ausbildung. Der Funktion des S 6 kommt damit schon bei „normalen“ Großeinsätzen eine weit wichtigere Rolle als bisher zu.

    Kommunikation ist eine der zentralen Stellen für die kritische Infrastruktur! Alle Systeme müssen daher entsprechenden Anforderungen hinsichtlich Ausfall bzw. Redundanz genügen. Dazu gehören auch tragfähige Lösungen für den Stromausfall auch von Antennenanlagen oder Subsystemen. Zig Stromerzeuger an n Einheiten zu verteilen, damit diese ggf. die vorbereiteten Einspeisungen bedienen können, ist zwar eine denkbare Lösung, aber ob diese im flächigen Netzausfall auch wie geplant rechtzeitig und dauerhaft zum Tragen kommen kann, muss noch genauer hinterfragt werden.

    Hervorragende technische und taktische Grundlagen sowie weitergehende Informationen sind – abgesehen von entsprechender Fachliteratur zum Digitalfunk (z.B. von Christoph Linde, oder Peter Hartl oder auch v.a. zu organisatorischen Hintergründen der Kommunikation im Einsatz vom Verfasser), die aber offensichtlich viel zu wenig gelesen wird - hier zu erhalten:
    http://www.thw-gifhorn.de/downloads.php


    Cimolino. Dipl.-Ing. Sicherheitstechnik
    Städt. Branddirektor
    Feuerwehr Düsseldorf


    -----

    mit privaten und kommunikativen Grüßen


    Cimolino

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     26.02.2010 09:11 Jürg7en 7M., Weinstadt
     26.02.2010 09:13 Mich7ael7 R.7, GL (Köln)
     26.02.2010 09:25 ., Berlin
     26.02.2010 09:46 Tilm7an 7M., Bensheim-Wilmshausen
     26.02.2010 10:03 Dirk7 G.7, Edewecht
     26.02.2010 11:36 ., Krefeld
     26.02.2010 13:05 Tilm7an 7M., Bensheim-Wilmshausen
     26.02.2010 11:39 Matt7hia7s O7., Waldems
     26.02.2010 12:24 Gerh7ard7 B.7, Pfungstadt
     26.02.2010 11:45 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     26.02.2010 12:03 Matt7hia7s O7., Waldems
     26.02.2010 12:05 Jörg7 F.7, Nonnenhorn/Bodensee
     26.02.2010 12:16 Gerh7ard7 B.7, Pfungstadt
     26.02.2010 12:32 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     26.02.2010 12:08 Mich7ael7 R.7, GL (Köln)
     26.02.2010 12:24 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     26.02.2010 12:34 Gerh7ard7 B.7, Pfungstadt
     26.02.2010 12:48 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     26.02.2010 12:51 Mich7ael7 L.7, Dausenau

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