Hallo,
Aber genau das ist das Risiko von zu viel Elektronik. Was wir eigentlich wirklich brauchen ist zuverlässige und robuste Technik, die notfalls mit Hammerschlag und großem Schraubenschlüssel wieder notbetriebsfähig ist.
Normalerweise bin ich da voll bei Dir. Auf der anderen Seite müssen wir uns aber nun mal (endlich) damit abfinden, daß es sowas heute einfach nicht mehr gibt, und Reparaturen mit "einem Hammer und einem großen Schraubenschlüssel" sind noch viel, viel länger her. Zusätzlich muß man konstatieren, daß uns viele dieser elektronischen "Helferlein", deswegen heißen sie ja auch so, sehr nützlich sind. Zuletzt, wurde hier bereits mehrfach ganannt, fiel Technik auch früher schon plötzlich, unangekündigt und nicht sofort reparabel aus.
Oft findet sich zum Beispiel die Anmerkung, in einem durchschnittlichen heutigen PKW fände sich mehr Elektronik und Rechnerleistung, als in einer Apollo-Mondfähre, was wohl auch zutreffen wird. Nimmt man z.B. allein nur die heute allgegenwärtigen Navis: Früher war es (vor allem im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr funktionierte das häufiger "auf Sicht" ;-) ) so, daß der Beifahrer bei unbekannten Zielen auf der Anfahrt in der Karte suchte, dann mit einem kurzen Briefing oder "rechts", "links"-Anweisungen zur Zielstraße lotste und dort die Suche nach der Hausnummer begann. Heute wird flux das Ziel eingegeben und das Navi weist mit einer zusätzlichen Anzeige den Weg bis direkt vor die Haustür, für mich häufig immer noch mit einer überraschenden / faszinierenden Trefferquote. Vor allem im Job möchte ich diese Technologie heute daher nicht mehr missen.
Jetzt kannst Du bei diesem Beispiel natürlich einwenden, daß das Löschfahrzeug auch bei Ausfall des Navis ansonsten noch voll einsetzbar ist, was natürlich stimmt. Auch für mich wird in diesem Zusammenhang der Einsatz von (zu viel) Elektronik dort "ärgerlich", wo es subjektiv, von meiner Warte, völlig unnötig ist.
Man kann z.B. eine Pumpe über einen Touchscreen steuern (was übrigens heute auch nicht mehr DAS Problem sein sollte, da die Dinger seit Jahren in vielen Bereichen im Einsatz sind und auch einige Vorteile bieten, wie z.B. die einfache Programmierung zusätzlicher Funktionen, ganz ohne mechanische Zusatzarbeiten), trotzdem sind mir hier z.B. einige möglichst robuste, ausreichend große Drucktaster (auch mit Hanschuhen oder für Grobmotoriker zu bedienen) wesentlich lieber. Sicherlich können auch die mal kaputt gehen (und ganz früher konnten auch Bowdenzüge mitunter reißen), aber trotzdem: "Keep it simple", man muß nicht alles machen, was möglich ist, und je weniger Komponenten verbaut sind, je weniger können auch ihren Dienst versagen. Ärgerlicher als ärgerlich wird die Sache an dem Punkt, an dem einfache, mechanische und bewährte Dinge - völlig ohne Not - der Elektronik geopfert werden. Hier haben einige Entwickler m.E. absolut keine Ahnung von der praktischen Arbeit (mit den von ihnen entwickelten Geräten).
Mein Fazit daher: Die moderne Technik (Elektronik) erleichtert die Arbeit an vielen Stellen schon ernorm, trägt oft zu höherer Sicherheit bei (z.B. ABS, ESP etc.) und ist in vielen Bereichen auch nicht unbedingt anfälliger oder schlechter zu reparieren, als alte mechanische Lösungen (und den Dorfschmied gibt es ohnehin auch schon lange nicht mehr). Wirklich "dumm" wird es in dem Moment, in dem einfache Technik durch Elektronik ersetzt wird, die nichts besser (sondern mitunter sogar nur schlechter) kann.
Gruß
Daniel
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