1. Arbeitgeber
2. Aktiengesellschaft
3. Arbeitsgemeinschaft
4. Amtsgericht
5. ...
Hallo,
geschrieben von Daniel Schwichtenberg:
Beim Stöbern im Internet stoße ich immer wieder auf Großfahrzeuge von Herstellern, die mir gar nichts sagen, bzw. schon gar nicht mehr existieren. [...] z.B. Bachert, FGL, GFT, etc.
Auch wenn Du eigentlich nach Ersatzteilversorgung, Service und Qualität fragst, hier ein paar grundsätzliche Erläuterungen zu den Firmen:
Bachert war bis zur Insolvenz 1987/1988 einer der "großen Player" (neben Magirus, Metz, Schlingmann (damals noch nicht so groß, kam erst in den 80ern richtig in Fahrt) und Ziegler) in der alten Bundesrepublik und unter anderem "Hauslieferant" der Feuerwehren Hamburg und Berlin.
GFT als "Geiselmann Feuerwehrtechnik" war eine Folgegründung aus der Bachert-Insolvenz am Standort Bad Frierichshall. Das Bachert-Zweigwerk in Weisweil ging übrigens an Magirus (siehe "Historie" - 1987 und ist dort heute das Werk für (schwere) Löschfahrzeuge, Sonderlöschfahrzeuge sowie Rüst- und Gerätewagen (siehe Werke Deutschland - Weisweil).
Die Feuerwehr Wickede/Ruhr besitzt eine DLK 23/12 von FGL (muss eine der wenigen sein, die nach der Wende gebaut wurden)
Sooo wenige waren das gar nicht (so viele allerdings zugegebenermaßen auch nicht - mehr; siehe nachfolgend). Zu FGL: Die "Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde GmbH" ging nach der Vereinigung aus dem (gleichnamigen) "VEB Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde" hervor, der VEB (= "Volkseigene(r) Betrieb") wiederum aus der ehemals sehr bekannten und renommierten "Feuerwehrgerätefabrik Hermann Koebe, Luckenwalde" (einer der "großen Vier" im Deutschen Reich, neben Magirus, Metz und Flader (-> über "VEB Feuerlöschgerätewerk Jöhstadt" heute "PFJ - Pumpen- und Feuerlöschgerätewerk Jöhstadt GmbH); die alte, von vielen historischen Fotos bekannte Produktionshalle von Koebe ist heute die Auslieferungs- / Übergabehalle, jedenfalls der vordere Bereich, von Rosenbauer bzw. RFT Luckenwalde). Nach der Neugründung unter den neuen Vorzeichen entwickelte man bei FGL, auf der Grundlage der (eigenen) DDR-Drehleitern / DL-Technik, eine komplett eigenständige DIN-DLK bzw. die beiden Norm-DLK 18/12 und 23/12 (mit einem interessanten Zwitter: DLK 18/12 und gleichzeitig DL - ohne K - 23/12, wegen der Norm-Anforderungen). Da man sich u.a. damit wohl etwas übernahm, nutze Metz die günstige Gelegenheit (Konkurrenz auf dem exklusiven DL(K)-Sektor) und übernahm die FGL. Die (Lösch-) Fahrzeuge liefen dann eine kurze Zeit unter "Metz-FGL", danach nur noch unter "Metz", die Drehleiterfertigung wurde umgehend eingestellt...
Metz selbst befand sich seit den 80er Jahren in unrughigen Fahrwassern. Seit 1956 im Besitz der "Motoren- und Maschinenfabrik Karl Kaelble GmbH, Backnang" (gibt es heute auch nicht mehr, siehe Wikipedia-Artikel), ging Metz 1984 (Quelle GIHL) an die Tatal Walther Feuerschutz GmbH, die zum Krupp-Konzern gehörte. Vermutlich im Zuge der Restrukturierung von Krupp (->Krupp-Hoesch -> heute Thyssen-Krupp) ging Metz 1990 an die Wormald International Ltd., Sidney, die im gleichen Jahr mit dem US-Konzern Tyco fusionierte und Metz schon 1992 an die Holdinggeselschaft Langbein & Pfannhauser Werke AG weiterreichte. 1998 wird Metz von Rosenbauer übernommen, der Name Metz verschwindet sehr bald von den Löschfahrzeugen, die im Zuge der Umstrukturierung unter dem Rosenbauer-Dach auch nicht mehr in Karlsruhe, sondern nur noch in Luckenwalde gefertigt werden. Metz ist heute (nur noch) die (Traditions-) Marke für Hubrettungsfahrtzeuge im Rosenbauer-Konzern (jedenfalls noch; Schau 'mer mal...).
Die "Ursprungsfirma" Carl Metz, Heidelberg, wurde 1905 übrigens von den Brüdern Alfred und Karl Bachert aus Kochendorf, heute Bad Friedrichshall (na, klingelts? - ja, ist kein Zufall), übernommen, der Firmensitz wird von Heidelberg nach Karlsruhe verlegt. Und da das mit "Bachert" - der Familie - ja ganz interessant ist, noch ein paar zusätzliche Infos (zum Kurztext oben) von mir, die ich mal für ein anderes Forum zusammengetragen habe (und danach noch was zu GFT, ebenfalls von mir aus dem anderen Forum):
>>Aus GIHL, "Die Geschichte des deutschen Feuerwehrfahrzeugbaus, Band 2":
Gebr. Bachert GmbH & Co., Bad Friedrichshall
Adam Bachert gründet 1823 in Kochendorf eine Werkstätte für Glocken- und Gelbguß sowie Feuerspritzen. Erstmals Bau von Löschfahrzeugen 1951. Herstellung von genormten Feuerwehrfahrzeugen, Sonderlöschfahrzeugen und Feuerlösch-Kreiselpumpen. 1977 bis 1988 Vertrieb von Simon-Snorkeln in Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem VEB Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde in den 80er Jahren Bau von Drehleitern. 1987 Konkursanmeldung.
Das erst mal in aller Kürze, jetzt kommen noch ein paar Ergänzungen meinerseits:
Wie oben bereits zu lesen, trat Bachert nicht erst zu Beginn der 50er Jahre auf dem Feuerwehr-Sektor auf, sondern befasste sich schon früher mit dem Feuerwehrgerätebau. So wurden bereits vor dem Krieg Feuerlöschkreiselpumpen, Tragkraftspritzen und auch TSA gebaut, mit diesen Produkten war Bachert z.B. auch Mitgliedsfirma der "Fachuntergruppe Feuerwehrgeräte" in den Gliederungen des Dritten Reichs. Nach dem Krieg trat Bachert dann auch als Hersteller kompletter Feuerwehrfahrzeuge auf, und dies gleich mit einem Paukenschlag: 1951, also gleich mit dem Beginn der Fertigung, lieferte Bachert als erster Hersteller drei LF 8 und ein LF 15 mit Ganzstahlaufbau aus. Zuvor war es üblich, sowohl Mannschaftskabine als auch Geräteaufbau aus einen Hartholzrahmen zu erstellen und dann zu beblechen, die Ganzstahlausführung setzte sich jedoch schnell durch und wurde bereits 1955 in den "Baurichtlinien für Feuerwehrfahrzeuge", den Vorläufern der Normen, festgeschrieben. In den folgenden Jahren gelang es Bachert, schnell auf dem Feuerwehrfahrzeugmarkt Fuß zu fassen. Ein nicht unwesentlicher Punkt dafür (und auch für die Aufnahme der Fertigung an sich) mag gewesen sein, daß durch die deutsche Teilung etliche renomierte Fahrzeughersteller abgeschnitten oder infolge des Krieges sogar erloschen waren. So lagen z.B. die Firmen Hermann Koebe (Luckenwalde), E.C. Flader (Jöhstadt), G.A. Fischer (Görlitz) oder Julius Müller (Döbeln) nun in der östlichen Zone, andere wie z.B. Gustav Ewald (Küstrin) waren komplett vom Markt verschwunden. Anfang der 60er Jahre stieg Bachert schließlich sogar zum "Hauslieferanten" der Feuerwehr Hamburg auf, etwas später auch der Berliner Feuerwehr (von 1957 bis 1986 erhielt die Hamburger Feuerwehr mit exakt 5 Ausnahmen (Magirus) tatsächlich ausschließlich LF und TLF in der Kombination MB / Bachert, insgesamt nicht weniger als 265 Fahrzeuge! - Quelle: Gihl (s.o.), Seite 291 ff.). Warum Bachert letztlich dann Ende der 80er doch in den Konkurs ging? Kann ich natürlich auch nicht so genau sagen, am ehesten unterm Strich vermutlich Fehlmanagement in Verbindung mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den 80ern, und: Dermaßen dominierende Großkunden (B und HH) können unter Umständen natürlich auch zum Problem werden, z.B. weil erhebliche Rabatte eingeräumt werden müssen. Hätte Bachert die Grenzöffnung noch erlebt, wäre vielleicht alles anders gekommen - aber wer kann das letztlich schon sagen...
Zu den erwähnten Drehleitern: Hierbei handelte es sich um die vom IFA W 50 als Standardleiter der DDR-Feuerwehren bekannte DL 30 aus Luckenwalde, die von Bachert auf MB 1019 F (1 Exemplar, 1983) und MAN 14.192 F (2, 1984) -Fahrgestelle gesetzt wurde. Diese als DL 23/12 angebotenen Drehleitern konnten im Inland nicht überzeugen und wurden sämtlich ins Ausland verkauft.<<
Zusatzinfo dazu: Habe an andere stelle sogar mal gelesen, daß die Bachert-Vorführleiter(n) in Berlin sogar "Hausverbot" an den Feuerwache hatten, so wegen Kalter Krieg und Ost-West-Konflikt usw. ... ;-)
Weiter zu Bachert: Nicht nur, daß Metz über 50 Jahre auch "in Familienbesitz" war, die Firma Bachert ist an sich gar nicht verschwunden, sie baut nur inzwischen keine Feuerwehrfahrzeug mehr, sondern macht das, was sie eigentlich schon immer gemacht hat: Es gibt bis heute eine Glockengießerei Adam Bachert, immer noch in Familienbesitz, zwar nicht mehr in Kochendorf bzw. Bad Friedrichshall, sondern in Karlsruhe, und dort ausgerechnet in der Carl-Metz-Straße... Siehe HP der Glockengießerei A. Bachert -> Historie (!).
Zusatz zu GFT, Quelle GIHL (siehe oben):
>>GFT - Geisselmann Feuerwehr Technik GmbH, Bad Frierichshall
Gegründet 1988. Einrichtung einer Produktion in einem Gebäude auf dem Werksgelände der ehemaligen Feuerwehrgerätefabrik Gebr. Bachert GmbH & Co. nach deren Konkurs. Zuvor lieferte die Geisselmann GmbH Stahl und Behälterbau im nahen Freiberg am Neckar bereits Einbauteile, Dachgalerien u.a. Bau von Rüstwagen und Löschfahrzeugen unter Verwendung eigener Feuerlöschkreiselpumpen, die von der englischen Firma Godiva gefertigt werden. Im April 1990 trat die britische Feuerwehrgerätefirma Carmichael Fire Ltd. vorübergehend als Hauptgesellschafter bei GFT ein. 1998 Werksschließung.
Und weiter / außerdem:
GFT International Feuerwehrtechnik GmbH, München
Gegründet 1995. GFT = German Fire Trucks. Bau von Feuerwehrfahrzeugen aller Art. Konkursanmeldung 1999.
Wie man hier sieht, war GFT (Geisselmann) nicht so ganz der direkte Nachfolger von Gebr. Bachert. Das Karosseriewerk ging ja z.B. an Magirus, das Werk in Kochendorf wurde auch nicht komplett übernommen o.ä., die Bachert-Pumpen wurden nicht weitergebaut / verwendet. Was jedoch zweifellos richtig ist wäre, daß sich mindestens die ersten GFT-Fahrzeuge kaum von den vorherigen Bachert-Fahrzeugen unterschieden (charakteristische Kabinenform, "Knick" im Aufbau usw.), was einerseits an den übernommenen Mitarbeitern und dem Know-How liegen könnte, andereseits aber auch daran, daß zuerst noch vorhandene Teile aus der Bachert Konkursmasse Verwendung fanden. Wie oben zu lesen, währte die Geschichte von GFT aber auch nicht besonders lange, unter anderm soll es (kann ich nicht verifizieren, habe es aber mehrfach vernommen) erhebliche Qualitätsprobleme gegeben haben.
Wie nun GFT (München) genau dazu paßt, kann ich auch nicht sagen, vor allem irritiert mich die zeitliche Überschneidung - GFT I 1988- 1998, GFT II 1995 - 1999. Auf alle Fälle verwendete GFT München dasselbe Logo, war Partner von E-One und berief sich (in einem mir vorliegenden Prospekt) auf die Firmengeschichte von Bachert ("Weltweit über 5.000 Löschfahrzeuge" - wohl bezogen auf E-One sowie "Die Geschichte der GFT International geht zurück auf über 100 Jahre Firmengeschichte der Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall."). Die Kabinen und Aufbauten dieser GFT-Fahrzeuge hatten nun übrigens so gar nichts mehr mit denen von Bachert zu tun, sondern sahen komplett anders aus. Nun ja. kann mir am ehesten vorstellen, daß es die Firma (eben) schon seit 1995 gab, sie aber erst ab 1998 den Namen, die Marke GFT übernommen haben. Viel geholfen hat es aber offensichtlich trotzdem nicht, vielleicht hat sich auch E-One zurückgezogen und der deutschen Depandance damit die finanzielle Grundlage entzogen, wer weiß?<<
Und zuletz, auch bzgl. der Ausgangsfrage - Link zum Thread hier im Forum, demzufolge es bei Amdac-Bachert Ersatzteile für die Pumpen usw. gab - gab, denn die Firma gibt es anscheinend nicht mehr.
Kirchgässner mit der aktuellen Firma Bachert (und dem Traditionslogo) hat übrigens wohl nur den namen gekauft / übernommen, auch wenn man sich, siehe Link, blumig auf die Tradition von Bachert beruft (was hat die aktuelle Firma damit zu tun...?).
- habe Fertig, jedenfalls mit dem ersten Teil (... ;-) ) -
Gruß
Daniel
Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen |