Eines der ewigen Verständnisprobleme, das ich im deutschen Feuerwehrwesen habe, ist die Sache mit der Kameradschaft: In manchen Feuerwehren redet man drüber und fordert dazu auf, in anderen ist einfach ein Zusammenhalt da.
Ich habe Glück, denn in meinem Löschzug gehöre ich einfach dazu.
Ich vertraue meinen Kumpels und Kumpelinen, sie vertrauen mir. Es macht mir Spaß und ist letztendlich eine Ehre für mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten (auch wenn das etwas kitschig klingen mag). Das wäre das, was ich denn am ehesten unter Kameradschaft verstünde.
Dann gibt es da die anderen Konzepte, die ich Laufe meiner Feuerwehrjahren kennenlernen durfte:
-Auf der Jahreshauptversammlung wird während des Absingens von: Ich hatt einen Kameraden für 3 Minuten zwangsläufig das Lästern über die unfähige Führung, die Kollegen, die Geizigkeit der Stadt und alles andere unterbrochen, danach nach Kräften wieder aufgeholt.
-Nachdem irgendjemand irgendeinen gewünschten Posten nicht bekommen hat und melodramatisch zurücktrat, fordert die Führung zur Kameradschaft auf, man müsse ja schließlich weiterhin zusammenarbeiten.
-Irgendwelche selbsternannten Vorbilder referieren über die defizitäre Kameradschaft und fordern die beim Dienst Anwesenden (!) auf, die Kameradschaft zu verbessern indem man regelmäßig an den Diensten teilnimmt.
-Kameradschaft wird als die Bereitschaft verstanden, auf irgendwelchen Feuerwehrfesten in der umliegenden Provinz in erster Garnitur und im Gleichschritt einzumarschieren um die Verbundenheit der Feuerwehren zu demonstrieren (Interessanterweise stehen darauf praktisch nur diejenigen, die mangels jeglicher militärischer Grundausbildung dafür sorgen, dass das Ganze zum extremen Trauerspiel wird.)
-Kameradschaft erreiche man am Besten durch eine Hierarchie in der jeder weiß wo sein Platz ist und führt deshalb vergleichbar zur Bundeswehr Mannschaften (Feuerwehrleute), Unteroffiziere (Gruppenführer) und Offiziere (Zugführer) ein. Es wird kaum jemand überrasche dass er Vorschlag von einem Gruppenführer kam der sich mehr Respekt von seiner Mannschaft wünschte...
Inzwischen gibt es aus meiner Sicht Kollegen, die füreinander da sind, sich fair verhalten, sich nicht im Stich lassen und solche, die sich gern als Kamerad bezeichnen.
Wo fängt das nun an und wo hört es auf?
Ich halte es für mich so, dass jeder seinen Vertrauensvorschuss bekommt.
Wer versucht sich wiederholt vor Arbeit zu drücken, mich reinzulegen, gefährlichen Blödsinn veranstaltet oder ähnliches braucht diesen Vorschuss unter Umständen irreparabel in der Art und Weise auf, dass ich nicht mehr mit ihm zusammenzuarbeiten wünsche.
Ist das unkameradschaftlich? Ich empfinde es nicht so, denn ich wünsche in einem kompetenten und motivierten Team zu arbeiten wenn es drauf ankommt.
Alle anderen Appelle zur Kameradschaftlichkeit sind für mich eine klägliche Nummer:
Etwas, dass nicht vorgelebt wird lässt sich nun mal nicht durch eine Dienstanweisung heilen.
Gibt es dazu andere Erfahrungen?
Gruß aus dem Saarland
Jo
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