Guten Abend
Geschrieben von Thomas K.
Oh ja, ein sehr gut gemachter Film über die Feuerwehr.
Fand ich auch !
Ich (aktiv ab 1973) habe mich jedenfalls in diese Zeit zurück versetzt gefühlt.
Ich bin seit 1970 aktiv, viele der im Film gezeigten FW-Fahrzeuge, PSA oder Vorgehensweisen sind mir noch in guter Erinnerung.
Mir war allerdings nicht klar, dass es auch damals schon Probleme mit der Tageseinsatzstärke und der Freistellung durch die Arbeitgeber gab.
Viele dieser (heutigen ?) Probleme waren sogar schon vor Jahrzehnten Diskussionsthemen .
Die Nachwuchsgewinnung war beispielsweise beim 18. Deutschen Reichs-Feuerwehrtag, der vom 24.07. - 29.07. 1913 in Leipzig stattfand ebenfalls ein Thema.
Man beklagte, dass "Der heutigen Jugend fehlt der Ernst. Tanzen, Kneipen und allerlei Sport findet mehr Anklang und wird betrieben," und stellte fest, "Dass der Bürgerstand immer mehr aus den aktiven Reihen der wehr scheidet. Unter den älteren Kameraden findet man wohl noch biedere Handwerksmeister, Kaufleute, Beamte, ja zuweilen noch Akademiker; aber unter der jüngeren Generation fehlen diese Gesellschaftsklassen fast ganz"
Generell wurde beklagt:
"Besser Situierte zahlen lieber die Ablösungssumme von 6 Mark,
[...] da die Söhne von Mitgliedern sehr wenig Lust zeigen in Feuerwehrsachen dem Beispiele ihrer Väter zu folgen,
es fällt schwer die bessere Gesellschaft für die freiw. Feuerwehr zu interessieren, sie wollen sich nun einmal nicht mit Leuten niederen Standes in Reih und Glied stellen.
Ebenso von der Picke auf zu dienen, das passt auch nicht. Wenn die Herren gleich Kommandant oder Führer werden könnten, gingen selbe schon bei.
Die Handwerker haben in der jezigen Zeit schwer mit ihrer Existenz zu kämpfen, so dass sie die Zeit für die Feuerwehr nicht erübrigen können.
Die Schwierigkeit unserer Zeit, sich und ev. die Familie angemessen zu unterhalten, zwingt zur Ausnutzung jeder Stunde zum Gelderwerbe und verbietet Beshäftigungen die keine Einnahmen bringen.
Als eine neuen Rivalen unserer Feuerwehrsache bezeichnen viele Kameraden die Sanitätskolonnen, da hier der Dienst viel einfacher und bequemer ist und bei vielen Staatbehörden mehr Anerkennung findet.
Leider ist es auch hier wie anderwärts, dass die jüngere Generation, begünstigt durch Pflege der Jugendspiele und Wanderungen zu allen möglichen Sportvereinen eher beitreten, als in die freiw. Feuerwehr
..und die Arbeiter werden in den letzten Jahrendurch die Sozialdemokratischen Gewerkschaften zurückgehalten. Nunn kommt noch in letzter Zeit als Neuerscheinung hinzu, dass auch in manchen Orten der arbeiterstand versagt, da die Sozialdemokratie gegen die freiw. Feuerwehr arbeitet, weil sie auf patriotischen Standpunkt steht."
Zur Abhilfe wurde damals u.a. Vorgeschlagen:
" Die Bürgerschaft zu überzeugen, welch hohen Wert die freiwillige Feuerwehr hat und hierzu jedes erreichbare Mittel anzuwenden.
Den Kommunen und Gemeindevertretern, jederzeit vor Augen zu führen, welchen Nutzen sie von einer organisierten freiw. Feuewehr haben.
Jede brave Tat muss in Wort und Schrift besonders in der Tagespresse, in würdiger aber nicht prahlerischer Weise bekannt gegeben werden.
Den Stadtvätern vorrechnen, was die Anstellung von Berufsfeuerwehrleuten kosten würde und wieviel sie durch die militärisch organisierte freiwillige Feuerwehr erspart."
Also nichts Neues ?!
Gruß aus der Kurpfalz
Bernhard
" Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung !"
(Heinrich Heine)
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