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Mehrzweckfahrzeug mit Ladehilfe (RLP), Spezifiziert in TR 5 RLP, drei größen, ähnlich GW-L
RubrikEinsatz zurück
Thema Was ist eigentlich so besonders? Hat irgendwas nicht funktioniert?   16 Beiträge
AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP781910
Datum27.01.2014 22:10      MSG-Nr: [ 781910 ]6721 x gelesen

Geschrieben von Jens N.Uns alle kann´s beim nächsten Mal treffen.Uns hat das Phänomen "lange Einsatzdauer beim VU" heute erwischt. Nachdem Links zu Presseberichten auf FB von mir zu Nachfragen führten, ich das dort allerdings immer noch für eine mehr als bescheidene Plattform für Feedback und ein vernünftiges, strukturiertes Beantworten von Rückfragen ansehe, hier ein paar Infos dazu.

Die Kurzbeschreibung hört sich sicher erstmal recht fragwürdig an: VU PKW, Fahrer klemmt, Fahrzeug steht frei zugänglich auf allen 4 Rädern, "nur" Front beschädigt, soweit noch alles wie im Lehrbuch. Jedoch: Dauer vom Eintreffen des ersten Fahrzeugs bis zur endgültigen Patientenbefreiung/-übergabe ca. 2h.

Einen ersten Eindruck vom Fahrzeugzustand gibt das Bild in diesem Bericht, was relativ früh im Einsatzverlauf geschossen wurde. Ein nicht allzu alter BMW Kombi, nach seitlich versetztem Frontalaufprall quer zur Fahrbahn über dem Straßengraben zum Stillstand gekommen (den Unfallgegner dazu sieht man in dieser Meldung). Der Fahrer war soweit stabil, und nahezu die komplette Rettung hindurch gut ansprechbar. Straßenverhältnisse/Witterung: Landstraße nahe Waldrand, ca. 1,5km vom nächsten Ort, schweinekalt, sauglatt, anfangs stockdunkel.

Der Lage entgegenzusetzen hatten wir (nur mal die wesentlichen, sprich "richtig" TH-relevanten Dinge): 1x HLF 10/10 (RLP), 1x RW 1, beide Rettungssätze noch ziemlich up to date (Weber SP49, RS(X)200-107, RZ und Zubehör quasi nach dem Motto "einmal quer durchs Webersortiment 2010-2013"), umfangreiches Unterbaumaterial vor Ort, da es auch auf anderen Fahrzeugen mitgeführt wird. Ausbildung der Mannschaft im TH-Bereich in den letzten 4 Jahren stark intensiviert, neben normalem Standortdienst u.a. 3x durch zweitägige Weber-Seminare. HLF und RW sind auf zwei Standorte unserer Gemeindewehr verteilt, trotzdem m.M.n. aufeinander sehr gut abgestimmt.
Beleuchtung, Absicherung Verkehr/Brandschutz etc. wurden durch andere Fahrzeuge bzw. Polizei und Straßenmeisterei übernommen, so dass sich der "Abschnitt Technische Rettung" aufs Kerngeschäft konzentrieren konnte.

Wie kam es dann demnoch zu den 2 Stunden?
Das erstverlinkte Bild lässt vielleicht erahnen, wie der Fussraum aussah. Weder von vorne, noch seitlich, noch Fahrer-/Beifahrerperspektive, waren die Beine des Patienten zu sehen - alleine die vernünftige Sicht auf die Füsse war erst nach ca. anderthalb Stunden möglich. Bis dahin mussten wir quasi schon das anwenden, was CiFi hier mal als nette Übung darstellte: Man nehme einen Reifen, und schneide/reiße das Auto in Stücke, die dadurch passen. So zumindest kam es einem vor, wenn man das Nachsetzen und das Entfernen einzelner Karosserie- und Verkleidungsteile mal durchzählte. Gearbeitet wurde zeitweise mit beiden Sätzen, es wurden diverse Zylinder eingesetzt, in der Mittelkonsole und dem Türbereich. Angesetzt am Schweller, von unten, Ansatzpunkt mit Spreizer geschaffen... Immer mal wieder Zentimeter Raumgewinn, die man tlw. aber nur durch die Schilderungen des Eingeklemmten selbst mitbekam, immer mal wieder Ernüchterung, Umbau des Unterbaus (Fahrzeug stand tlw. brückenähnlich überm Straßengraben).
Nach Erkundigung übers Fahrzeugmodell, auch beim wartenden Abschlepper, wurde auch ein für manche mittelalterliches Verfahren nochmal ausgepackt: Ziehen der Lenksäule mit Spreizer und Kettenzug. Die Gefahren dieser Methode konnten zum Zeitpunkt des Einsatzes ausgeschlossen bzw. einkalkuliert werden, aber auch hier nur ein minimaler Gewinn. Der wiederum aber wichtig war, um dann wieder an anderer Stelle neue Ansatzpunkte zu haben. Die Lehraussage, dass man immer im Hinterkopf noch Plan B, C... haben sollte, haben wir gezwungenermaßen aufs halbe Alphabet ausgedehnt. Bilder des Einsatzverlaufs könnten den Anschein erwecken, das wir zeitweise die verpönte "Rettungstraube" gehabt hätten, aber durch das tlw. parallele Arbeiten sowie Führungskräfte, deren einzige Aufgabe das Beobachten und Entwickeln weiterer Alternativideen war, kann man für 5-6 Mann direkt am Fahrzeug sinnvolle, notwendige Tätigkeiten bescheinigen. RD natürlich noch obendrauf. Teilt man die Arbeitsbereiche grob in "Türraum", "Motorraum" und "Mittelkonsole" ein, wurde quasi irgendwo immer geschnitten/gedrückt, um dann an anderer Stelle weitermachen zu können. So ging das dann nur so kleinschrittig und zeitaufwändig voran, wie es eben ging. Wie gesagt, Sicht auf die Füsse hatten wir nach ca. anderthalb Stunden. Danach wurde es dann auch wieder "lehrbuchkonform", bis dahin wars aber ein recht beschissenes "Leben in der Lage". Frei nach Oliver Kahn: Weiter, immer weiter...
Eine auch gar nicht so einfache Frage, die sich stellte: Mache ich in der Lage das Dach ab (und setze den Patienten damit der Witterung aus), klappe ich Teile des Daches, mache ich mir damit mögliche weitere Ansatzpunkte zum Drücken instabil, hole ich den Patienten seitlich, wann treffe ich welche Entscheidung diesbezüglich? Wie gesagt: Patient stabil, aber aufgrund der geschilderten und anzunehmenden Verletzungen schonende, achsengerechte Rettung möglichst ohne größere Bewegung erforderlich. Wir haben das Dach dann komplett entfernt, als der Fussraum etwas einzusehen war und die bessere Sicht und Bewegungsfreiheit im Innenraum für unsere Arbeiten einen spürbaren Vorteil ergaben.
Der allgemein eher positive Patientenzustand hat uns da heute natürlich insgesamt sehr stark in die Karten gespielt, so dass wir über die gesamte Dauer (oder: trotzdem?) nicht nur patientenorientiert, sondern auch wirklich patientenschonend arbeiten konnten. Wie eine Crashrettung angesichts dieser Fussraumdeformation verlaufen wäre...

Als Fazit aus dem Einsatz gibts vielleicht nicht viel neues, aber es haben sich doch einige Sachen bewahrheitet, die vielleicht noch nicht überall so angekommen sind:
1. Ohne zeitgemäße, aufeinander abgestimmte Rettungsgeräte in ausreichender Zahl (hier: 1 Unfallfahrzeug - 2 Sätze) gehts nicht.
2. Ohne zeitgemäße, aufeinander abgestimmte Ausbildung gehts nicht.
Aufeinander abgestimmt jeweils am Besten mit sovielen Nachbarn/potentiellen Einsatzpartnern wie nur möglich.
3. Trotz allem kann man dann doch wieder auf eigentlich unscheinbare Unfallfahrzeuge treffen, die das bisher kennengelernte dann erstmal ordentlich auf den Kopf stellen... Gerade das macht 1. und 2. aber nicht entbehrlich, sondern erst unbedingt erforderlich.

Zur Diskussion über Anzahl der Rettungssätze bzw. Standorte, die ab und zu geführt wird: Ziemlich zeitgleich zu unserem Einsatz war im Landkreis ein weiterer schwerer Frontalzusammenstoß, am anderen Ende unserer Gemeinde hat ein (zum Glück leerer!) Kindergartenbus die glatte Straße ca. 20m in Richtung Feld verlassen. Bei Polizei, Straßenmeisterei und RD (hier auffallend schnelle und gute Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinaus!) merkt man dann die vorhandenen Kapazitäten schon schnell. Klar, ist nicht immer so ein beschissener Morgen wie heute, aber mit den TH-Strukturen der 70er/80er Jahre hätte man hier schnell überhaupt nichts mehr gerissen. Paralleleinsätze gibts auch bei gutem Wetter. Und ich bleibe dabei: Die RLP-Planung 1 "großer" RW pro Landkreis, und den Rest der TH "nur" mit HLF 10 darzustellen gibt vielleicht genug Scheren und Spreizer, aber ohne vernünftiges Zubehör kann man das vergessen. Und da ist ein HLF 10 einfach sehr schnell dicht, wir werden den RW 1 irgendwann nochmal nachweinen. Oder sie eben, wie schon heute oft gemacht, durch festbeladene GW-L bzw. MZF oder nachrückende Ergänzungs-VRW o.ä. ersetzen. Vernünftiges Arbeiten braucht ausreichendes Werkzeug braucht ausreichend große Werkzeugkisten.

"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war.
Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat."
(Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)

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 21.10.2011 02:25 Flor7ian7 B.7, Völklingen anonyme Strafanzeige - war: VU: Fahrer kann nicht befreit werden
 21.10.2011 13:19 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 21.10.2011 13:25 Jürg7en 7M., Weinstadt
 21.10.2011 13:31 Jens7 N.7, Ohorn
 27.01.2014 22:10 Seba7sti7an 7K., Grafschaft  
 27.01.2014 22:42 Mich7ael7 T.7, Butzbach
 27.01.2014 22:48 Luka7s R7., Karlsruhe
 27.01.2014 23:03 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 28.01.2014 07:38 Stef7an 7O., Schöngeising
 28.01.2014 17:42 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 28.01.2014 15:32 Gerr7it 7P., Buxtehude
 21.10.2011 13:35 Mark7us 7B., Steinebach
 21.10.2011 13:39 Hara7ld 7S., Köln
 21.10.2011 15:34 Thom7as 7E., Nettetal
 22.10.2011 22:22 ., Vollbüttel
 23.10.2011 08:34 ., Flensburg
 23.10.2011 10:40 ., Vollbüttel

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