Für den Satz wird de Mazière heute ja an vielen Stellen kritisiert und durch den Kakao gezogen. Ich halte es allerdings für eine der sinnvollsten Aussagen die von ihm bislang kamen. Alle schreien heutzutage nach Informationen, wollen alles transparent, misstrauen allem wo sie das Gefühl haben nicht alles zu erfahren. Zu solchen Themen passt diese Anspruchshaltung der Bevölkerung allerdings absolut nicht.
Der andere Aspekt ist der, wie viele mit Informationen umgehen. Man muss sie nicht nur haben, man muss dann ja auch irgendwas damit anstellen, damit umgehen. Und besonders auf Facebook zeigt sich, wie man damit umgeht: Eine Information wird zusammengestrichen, bis sie zur eigenen vorher schon bestehenden Meinung passt, notfalls wird sie halt verändert und etwas dazu gedichtet. Und so verwirrt sich die Bevölkerung dann munter selbst.
Schön zu sehen war das auch heute abend nochmal. In der U-Bahn-Station am Bonner Hauptbahnhof wird ein herrenloser Koffer gefunden, die Station geräumt und gesperrt (so wie es auch schon vor Paris in zig Städten ab und zu passiert ist). In diversen regionalen Facebookgruppen wurde daraus zuerst eine "Evakuierung des gesamten Hauptbahnhofes", aus dem Koffer eine "erkennbare Sprengladung", und es herrschte direkt "Verkehrschaos in ganz Bonn", natürlich war auch der Urheber IS direkt klar. Aber alles Quatsch, es stand nur ein Koffer in der U-Bahn-Station, die war dicht, wenige Linien fielen aus, mehr war aber nicht. Darauf wiesen auch diverse Leute mit dem Hinweis hin, sich in Bonn bzw. im Hbf zu befinden, aber das interessiert in solchen "Diskussionen" nicht, wenn jeder Depp meint seinen persönlichen Informationsvorsprung da zu präsentieren.
Den "Vertrauensvorschuss" muss man den entsprechenden Stellen hier einfach gewähren. Wenn wir die Sicherheitsbehörden und Geheimdienste auch unter den zeitgenössischen Trend der Bürgerbeteiligung unterordnen, können wir sie uns auch gleich komplett sparen.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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