Geschrieben von Jakob T.Es gilt ein funktionierendes System zu finden und nicht Systeme aus anderen Ländern mit völlig anderen Strukturen 1:1 auf Deutschland zu übertragen. Wir haben selbst im eigenen Land zuviele verschiedene kommunale Strukturen, die man am Ende wird berücksichtigen müssen. Denn die Gemeindestrukturen werden sich nicht an der Feuerwehr ausrichten, den Föderalismus werden wir auch nicht an irgendein (oder irgendwelche) Feuerwehrwunschsystem(e) anpassen.
Beispiel:
Geschrieben von Christoph M.Ein System aus Ehrenamtlern aus der Gemeinde herraus. Die Verpflichtung bei Tätigkeit/Anstellung in der Gemeindeverwaltung aktiven Feuerwehrdienst zu verrichten. Man könnte dann einen hauptamtlichen Zugführer beschäftigen, mit vollständiger Berufsfeuerwehrausbildung. Aus dem restlichen Gemeindepersonal (Verwaltung, Bauhof, ect.) könnte dann dienstplanmäßig eine Staffel organisiert werden. Eine Gemeinde mit ca. 70 Arbeitsplätzen im Rathaus und Bauhof hat 15 aktive Einsatzkräfte beschäftigt. Bei einem Einsatz sitzen davon i.d.R. 2-3 auf dem ersten Fahrzeug - mehr nicht. Warum das so ist und ob man das noch großartig verbessern kann (und in welchen Zeiträumen), hab ich hier schon mehrmals beschrieben. Bauhof heißt hier: größtenteils verstreute Arbeitsstellen auf 55 qkm Gemeindegebiet, mit selbstfahrenden Arbeitsmaschinen, mit Baustellen die man ungesichert nicht ohne weiteres verlassen kann. Die Arbeitsplätze im Rathaus könnte man nach und nach noch mehr mit einbeziehen, einige Stellen haben aber auch dann keine Abkömmlichkeitsgarantie, spätestens da wo viel Publikumsverkehr herrscht wird das schon sehr wild. Denn Feuerwehr über alles ist in der Gesellschaft nicht das Motto, und die Politik wird eher weiter vorantreiben dass das Bürgerbüro mit dem Laptop zum Hausbesuch vorbeikommt, als dass man den Bürger vor dem wegen Feuerwehreinsatz verwaistem Büroarbeitsplatz im Rathaus warten lässt. Selbst wenn der letzte Einsatz, der den Nutzen einer halbwegs funktionierenden Feuerwehrstruktur deutlich aufzeigte, noch nicht allzu lange her ist.
In dem gleichen Bundesland gibts auch andere Brandschutzaufgabenträger, z.B. eine mit beschaulichen 400qkm, da steht das Rathaus nicht mittendrin, sondern am Rand in einer benachbarten Stadt (die der Verbandsgemeinde selbst nichtmal angehört).
Jetzt finde mal eine gesetzliche Strukturvorgabe für den Brandschutz, die von der aktuellen signifikant abweicht und beiden Aufgabenträgerstrukturen gerecht wird.
Geschrieben von Jakob T."Die Gemeindefeuerwehr ist so aufzustellen, dass sie in der Regel zu jeder Zeit und an jedem an einer öffentlichen Straße gelegenen Ort ihres Zuständigkeitsbereichs innerhalb einer Fahrzeit von 15 Minuten nach der Alarmierung wirksame Hilfe einleiten kann." Mit Hilfsfristausdehnungen irgendwelche Probleme zu lösen, überlegt man in RLP ja auch gerne mal. Dabei ist es praktisch Mathematik 5./6. Schuljahr: Mal angenommen (und ich halte diese Annahme schon für sehr optimistisch), das Feuerwehrfahrzeug fährt zum Einsatz mit durchschnittlich 60 km/h. Die anderen Rahmenbedingungen bis zum Ausrücken bleiben gleich. Um wieviel vergrößert sich der somit zusätzlich erreichbare Radius pro Minute, die man dem Fahrzeug zusätzlich Fahrtzeit gewährt?
Und wenn man im 5./6. Schuljahr nicht krank war, und der Taschenrechner keine Politik- oder Lobbyfaktortaste hat, nimmt man als nächstes seinen Zirkel, eine Landkarte und schaut, wieviele Standorte man mit diesem 1 km/min gesetzlichen "Zeitgewinn" tatsächlich dicht machen könnte. Oder wieviele Neubauten man erstmal schaffen müsste, um das Gemeindegebiet (oder Kreis-, oder Land-, je nachdem welcher Utopie man sonst noch so fröhnt) so abzudecken.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
 Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen
|