Geschrieben von Harald S.Aber schon eine Ölspur ist eine unkontrollierte Situation. Langsam habe ich den Eindruck, im gelobten Land der friedlichen Ölspuren zu leben. Bei der Alarmierung weiß ich schon, ob mich nur ne Ölspur erwartet oder ein mittleres Straßenmassaker, und ich weiß auch ob ich zum mittleren Fahrstreifen der Autobahn gerufen werde (wobei das in RLP i.d.R. nicht mehr passieren sollte) oder in eine Seitenstraße des kleinen Kaffs, wo sich eines der 30 täglich herfahrenden Autos entleert hat.
Allerdings wären Ölspuren bei mir für die Jugendlichen vermutlich schon zu langweilig, weil ich mich in den meisten Fällen weigere eine Feuerwehrzuständigkeit herbei zu erfinden. Das überlass ich lieber den Straßenwärtern. Wenn die Jugendlichen also Ölspuren bekämpfen wollen, sollen sie Straßenwärter werden. FunFact: Ausbildung dort geht ab 16, und Fahrerlaubnis C/CE gibts prompt mit 18. Und landen sie bei der richtigen Straßenmeisterei, ist sogar ein bisschen Blaulicht dabei.
Geschrieben von Harald S.Das Problem ist, die siehst du nicht (mehr). Diese Jugendlichen bleiben nach Einsätzen plötzlich weg. Aufarbeitung dann zwischen 30 und 40. Und darüber gibts sicher keinerlei Statistiken, oder wenigstens mal Dunkelziffern?
Ich habe den Eindruck, manche machen sich die Feuerwehrwelt dramatischer und belastender als sie es tatsächlich ist. Das ist in meinen Augen auch ein Grund dafür, dass der gesamte Bereich PSNV vielerorts und in vielen Köpfen noch nicht den Stellenwert hat, der wünschenswert wäre. Es ist längst nicht die Mehrzahl der Einsätze, die irgendein Potential für solche Folgen haben. Es gibt auch zig Ortswehren, in denen man jahrzehntelang nicht mit solchen Einsätzen konfrontiert wird. Man muss die Führungen und letztlich die Einsatzkräfte soweit kriegen, dass sie die i.d.R. wenigen Dreckseinsätze als solches frühzeitig identifizieren können, die möglichen Folgen erkennen und damit umgehen können. Das schafft man aber nicht, indem man ihnen einredet, jede Ölspur ist ein Drama, jeder Heuballenbrand birgt Brandtote, jede Einsatzkraft in deutschen Feuerwehren riskiert dauernd heldenhaft ihr Leben... Das sind immer noch Ausnahmesituationen, die man auch als solches annehmen muss. Nicht immer nur die Extreme beachten. Sonst macht man sich mit dem ganzen Thema bei denen, um die es geht, viel zu unglaubwürdig, und das Thema wird dann, wenn es drum geht, dort nicht mehr ernst genug genommen.
Diese ganzen Diskussionen um die U18-Einsatzkräfte leisten genau dazu auch ihren Beitrag. Ihr dürft bei den Großen nichtmal am Rande mitmachen, weil die im Einsatz immer nur ach so schlimme Eindrücke sammeln, Tod, Gewalt und Gefahr überall. Wäre aber nett, wenn ihr mit 18 wieder kommt, damit ihr dann bei Tod, Gewalt und Gefahr mittendrin dabei sein dürft. Und die Großen kehren, während in der Lebenswirklichkeit, durch Berufe, Gesellschaft usw., diverse Eindrücke und Möglichkeiten schon längst unter die Volljährigkeit gerutscht sind, Bindemittel übers Seitengässchen, löschen Heuballen oder Autos ohne Insassen, und schütteln den Kopf.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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