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Blog von

Klaus Bethge, Isernhagen

Waldbrände auf Kreta am Beispiel der FW IERAPETRA27.07.09 13:07
Hallo Freunde

Auf Grund der wieder aufgeflackerten Diskussion um die Waldbrände im Mittelmeerraum
gewissermaßen als „Re-Print“ ein Artikel über eine griechischen Wehr.

(Danke „UB-Feuerwehr“/Huss-Medien für die Erlaubnis)

Dieser Artikel wurde von mir nach einem Besuch bei der Feuerwehr IEARAPETRA/Insel Kreta im Jahr 07 geschrieben und gibt einen guten Einblick in die Probleme unserer griechischen Kollegen.

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EIN MÖRDERISCHER JOB
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"Vierzig Tote in vier Jahren“ – ich schaue hoch, den Tonfall kenne ich – „die Waldbrände machen uns fertig!“
Bitter- und Traurigkeit, da klingt eine Saite in mir!

Der Feuerwehrmann Elias ist mit mir unterwegs, in einem kleinen „Multi-Purpose“-Rüstwagen der Wache im Süden der Insel Kreta zu meinem Hotel.

Er ist jung, er liebt seinen Beruf – und dennoch haben ihn die wenigen Jahre im Dienst bereits seiner Illusion beraubt.
30 Feuerwehrleute schützen diese kleine Stadt, voll mit Bars, Hotels und den üblichen Touristenplätzen plus der Heime der Einwohner.

Sechs Mann pro Schicht – und im Sommer kommen noch einmal 15 Kollegen pro Schicht dazu.
Der Grund: Waldbrände. Sie werden in Gang gebracht von skrupellosen Bodenspekulanten, die - genau wie in Frankreich –„verbrannte Erde“ schaffen, um sich so billigen, da jetzt wertlosen Grund zu sichern.

Billig und wertlos: Genau wie im Süden Frankreichs hat der Felsenboden nur eine ganz geringe Humusschicht.
Ist der Wald abgefackelt, dann wird diese vom Regen hinweg gewaschen und der Pinienforst ist für die nächsten hundert Jahre tot.

Es ist so widersinnig: Offensichtlich sehen Feuerwehrleute dieses Problem wesentlich klarer als jene, die sich von Amtswegen mit dem Problem befassen müssten.

„Wenn der Staat verbieten würde, verbrannten Grund zu verkaufen und illegal errichte Häuser konsequent einreißen ließe, dann wäre das Problem erledigt“, so ein anderer Kollege der Wache.

Leutnant Dimitriz Kaliontzis empfing mich im Namen des Wachleiters, der kein Englisch sprach und erklärte mir das System.
„Wir arbeiten nach dem französischen Prinzip: Ende Oktober bis Anfang April fahren wir die Einsatzstärken herunter.
Dann ist auch die Haupturlaubszeit.
Danach gibt es nur verkürzten Urlaub.“

„Wir haben Europas größte Wasserbomberflotte in der Luft!“

Die größte Wasserbomberflotte der Feuerwehren in Europa?
Allgemein meint man, dass das auf Frankreich zutrifft, aber:

Acht „Canadair(CL)215) (man beachte: 2007)
Die Kolbenversion mit Ladakapazitäten von 5200 Liter Wasser.
Sechs CL415, die Turboprop-Version mit 6130 Liter Wasser,
zwei russische Hubschrauber (geleast) M26,
zwei Hubschrauber „Scorpio“
zwei Hubschrauber „Ericson“/Schweden
und last but not least
zwei Hubschrauber der deutschen Firmal Bölkow “BK117”
als Aufklärungshubschrauber sprechen für sich.
Der Flugpark wird notfalls durch das griechische Heer verstärkt.

„Bei Waldbränden ist die Schnelligkeit der Joker im Kampf gegen das Feuer“, so Kaliontzis, „wir haben auf den Bergen mehrere kleine Miniwachen mit je drei Mann besetzt, dazu ein Waldbrand-TLF auf UNIMOG-Basis mit 1.500 Liter Wasser“

„Nicht viel, aber sie beginnen mit dem Löschen, das so schnell wie möglich – und die anderen Wachen kommen dann über die gut ausgebauten Straßen dazu“

Und genau in dieser Situation kommt es immer wieder zu Toten und Verletzten.
Feuerwehrleute, die vom Feuer überrannt und elendiglich in den Flammen umkommen.

„In der Saison haben wir praktisch jeden Tag einen Brand“, so der stellvertretende Wachleiter..
Wohlgemerkt: zusätzlich zu den hoch sensiblen Brandschutzaufgaben in diesem Touristenort.

Da ist natürlich, so Kaliontzis die Verteilung der Einsatzkräfte auf zu viele Plätze ein ganz erhebliches Problem.

Der Fahrzeugpark ist im Vergleich zur Mannschaftsstärke beachtlich:
Mehrere Waldbrand-TLF Typ „UNIMOG“,
en kleiner „pick-up“, der sowohl einen 2000 Liter Wassertank als auch anderes Gerät aufnehmen kann,
zwei MTW „Mercedes“,
ein TLF 16 mit Hilfeleistungssatz
zwei Groß-TLF, die im Brandfall auch als fahrende Wasserstellen dienen und geländegängig sind. (Kapazität 12.000l Wasser und 2.400 l Pumpenleistung/Fahrzeug

In Sachen "innerer Dienst" war Kalionzis erstaunlich offen.

Neben der normalen Information, dass die Feuerwehrleute in einem acht-Stunden-Rhythmus arbeiten erzählte er frei heraus, dass die Offiziere (nicht die Mannschaften) alle zwei Jahre versetzt würden.

Die griechischen Feuewehren sind staatlich und man will vermeiden, dass zwischen den auch die Bauaufsicht führenden Offizieren und Interessenten unheilige Allianzen entstehen könnten.
"Das ist etwas, über das sich jeder Offiziersanwärter im Klaren sein muss", so Kaliontzis

Ach ja, und Damen gibt es auch. Angeblich müssen die Frauen die gleichen Einstellungsprüfungen machen wie ihre männlichen Kollegen, ..."es sei, sie haben Fürsprecher" fügte jemand zum Verdruss meines Interviewpartners an.



Klaus Bethge



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