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Klaus Bethge, Isernhagen

"Ich wollt, Ihr könntet sehen..."02.04.09 18:19



Ich wollte...

Ich wollte, Ihr könntet sehen, wie es ist, ein brennendes Zimmer nach eingeschlossenen Kindern abzusuchen,
Flammen, die über einen rollen, der Helm und die Knie, die fast in der Hitze schmelzen, wenn du über den Boden kriechst, während der Flur unter dem Feuer in der Küche wabert, die da drunter brennt..

Ich wollte, Ihr könntet das Entsetzen der jungen Frau begreifen, wenn ich morgens um drei Uhr den Puls ihres Mannes taste und keinen finde..
Ich beginne mit der Wiederbelebung, hoffe, dass ich es schaffe und weiß genau: Zu spät!
Ich wünschte, ich könnte dieses Leben zu retten..

Ich wünsche, ihr wüsstet um den Geruch brennender Isolation, den Geschmack von Rauch und Ruß, das Gefühl von Hitze, die durch eure Kleidung dringt, um den Klang der rollenden Flammen, um die Dunkelheit des tiefschwarzen Rauches, die Ungewissheit des ‘davor‘‘, die mein ständiger Begleiter ist

Ich wollte, Ihr wüsstet, wie es ist, morgens zum Tagesablauf überzugehen, nach einer Nacht, heiß und nass in einem Vollalarm.

Ich wollte, Ihr wüsstet, wie es in mir aussieht, wenn ich zu einem Feuer gerufen werde und mich frage: ‘‘Ist es ein Feuer oder wieder nur ein falscher Alarm ?“
„Was ist das für ein Gebäude, was erwartet mich??“

Ich wüsste, Ihr wisst, wie es ist, wenn der Rettungswagen fährt und ich mich frage:
„Ist Patient in Gefahr oder erwartet mich wieder ein betrunkener Randalierer?“
Ich wollte, Ihr könnten mit mir im Krankenhaus sein, wenn der Doktor sagt: „ Das Kind ist tot“ , fünf Jahre alt, und ich habe die letzte halbe Stunde versucht , das Leben zu retten, welches nun nie wieder sagen wird :“ Mama, ich habe Dich lieb!“‘

Ich wollte, Ihr fühltet meinen Zorn, wenn wir nach wilder Alarmfahrt, steckengeblieben im dichten Verkehr, gehindert durch falsch geparkte Autos, mein Daumen im wilder Wut den Alarmknopf drückend endlich an der Einsatzstelle eintreffen und empfangen werden: „Das hat ja Stunden gedauert!“

Ich wollte, ihr könntet meine Gedanken lesen, wenn ich ein junges Mädel aus einem Unfallwagen schneide und mir denke: „Was wäre, wenn es meine Tochter wäre,
meine Frau oder Freundin?“ - und ich weiß, dass jetzt ein Polizist vor dem Haus der Eltern schellt, die Mütze in der Hand??

Ich wollte, Ihr wüsstest, wie ich mich fühle, wenn ich morgens meine Frau umarme und nicht den Mut finde, ihr zu erzählen, dass ich um Haaresbreite nicht heimgekehrt wäre.

Ich wollte, ihr wüsstet, wie die Kränkungen schmerzen, wenn euch Leute sagen, was sie alles besser gemacht hätten!

Ich wollte, ihr wüsstet, wie es ist, an all die entgangenen Mahlzeiten zu denken, an die durcharbeiteten Nächte, an den Verlust des sozialen Lebens - und alles dieses mit den Tragödien, die meine Augen sahen, einige tausend mal.

Ich wollte, ihr würdet die Kameradschaft der Kollegen kennen ,die Zufriedenheit, wenn man ein Leben oder nur das Eigentum des Nächsten hat retten können,
wenn man imstande war, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen..

Ich wollte, ihr würdet verstehen, was es heißt, einen kleinen Jungen im Arm zu halten, der sein trauriges Gesicht an dich presst und fragt: „Ist die Mami OK?“
Dir stehen die Tränen in den Augen und du weißt nicht, was du ihm nun sagen sollst!

Ich wollte, Ihr wisst, was es heißt, einen jungen Burschen zurückzuhalten, der in den Rettungswagen will, während seine Freundin, ein Verkehrsunfall, nicht angeschnallt, nun weggefahren wird und du weißt: sie schafft es nicht!..
Ich habe es zu oft gesehen

Ich wollte, ihr wisst, wie man sich fühlt, wenn die Frau nach dem Fernsehbericht eines großen Feuers in der Wache anruft und fragt: ‘‘Lieber, geht es Dir gut?“

Ich wollte, ihr wüsstet, wie man sich fühlt, wenn einen der Nachbar sagt, man habe ein herrliches Leben: Kartenspielen und ab und an zu einem Feuer fahren..
Wenn Politiker fragen, ob wir nicht zu teuer sind??

Ich wollte, ihr würdet verstehen, wie es ist, am Grabe eines Kollegen zu stehen, der im falschen Moment am falschen Orte war..

Ich wollte, ihr wisst, wie es ist, wenn du einen jungen Kollegen siehst, der tapfer versucht, seine Tränen zu verbergen, weil er das erste Mal den Tod in seiner ganzen Hässlichkeit gesehen hat - und du traust dich nicht, ihn anzusprechen, zu sagen: „Junge, weine, wenn dir danach zumute ist“

Ich wollte, Ihr wüsstet, wie es ist, am Heiligabend einen jungen Vater aus seinem Wagen zu schneiden, die Geschenke über die Fahrbahn verstreut und zu Hause wartet seine Familie, auf immer und ewig vergebens

Ich wollte, ihr wisst, wie es ist, wenn man Nachts auf seinem Bette liegt, in Gedanken versunken ob des Tages - und man fragt sich, tot müde, was die Nacht verlangt..

Wenn Du diese Art des Lebens nicht kennen gelernt hast - Du wirst uns niemals verstehen..
(Frei übersetzt aus dem Amerikanischen, mit Eigenanteilen und eigenen Erlebnissen) (Etwa 1/3 eigene Erlebnisse verarbeitet)

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