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ThemaWas ist eigentlich so besonders? Hat irgendwas nicht funktioniert?16 Beträge
RubrikEinsatz
 
AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP699667
Datum 21.10.2011 13:1914589 x gelesen
Ich häng mich mal an einen Satz von dir auf bzw. dran, um mit Buchstaben und hauptsächlich Fragezeichen um mich zu werfen.
Denn diese pauschale, wenn auch offen gelassene Feststellung "irgendwas hat nicht funktioniert" gefällt mir irgendwie nicht so richtig. Formuliert man sie zur Frage um, was schnell passiert ist, lässt sie zuviel Interpretationsspielraum, den man schnell mit dummen Gedanken füllen kann. Und genau das will ich jetzt mal machen ;-)

Geschrieben von Florian BeschGerade in diesem Fall muss ich kein stiller Mitleser sein um zu merken das irgendwas [was genau lassen wir jetzt aussen vor] an diesem Tag nicht funktioniert hat.Lassen wir es mal nicht außen vor, und fragen uns: Hat's das tatsächlich nicht? Hat etwas nicht funktioniert?

Und damit verbunden: Ist der Einsatz in Gammertingen eigentlich wirklich sowas besonderes? Wie es der ein oder andere Beitrag, die Berichterstattung, die Anzeige... vermuten lässt?
Wenn ja: Warum?
Ist es der tödliche Ausgang?
Ist es die lange Einsatzzeit?
Ist es die Anzeige hinterher?

VU's gibts immer wieder. VU's mit LKW gibt es auch immer wieder. Darunter sind immer mal wieder welche, wo der Eindruck des Patienten in der Anfangsphase den späteren Ausgang nicht vermuten oder erwarten lässt. Darunter sind auch immer mal wieder welche, wo die Befreiung, unabhängig vom Ausgang für den Patienten, länger dauert als normal (aber was ist bei dem Thema schon normal?), oder anders benannt "auffallend lange dauert". Und darunter sind auch immer mal wieder welche, mit letalem Ausgang für den Patienten, trotz aller technischen und medizinischen Bemühungen und Möglichkeiten. Solche, die in einen richtigen Kampf ausarten, wo am Ende alle verloren haben.

Machen die Wehren, Firmen, Experten etc. nicht immer wieder darauf aufmerksam, dass es im TH-Sektor zunehmend zu genau solchen Problemen kommen kann und wird (z.B. gerne genommen die Dimensionierung der Rettungsgeräte vs. Entwicklung der Fahrzeugtechnologien)?

Und dann tritt so ein verdammter Einsatz auf, und prompt hat irgendwas nicht funktioniert? Klar, der Schluss liegt nahe. Für Unbeteiligte und/oder Ahnungslose vielleicht noch eher, als für Leute vor Ort, vielleicht aber auch umgekehrt (?!). Aber ist es wirklich so einfach? Sollte es so einfach sein?

Die Rettung "hat nicht funktioniert". Der Einsatz "hat nicht funktioniert". Ja, aber was denn? Vielleicht die technischen Arbeiten der Feuerwehr, vielleicht die medizinischen des Arztes, vielleicht irgendwelche taktischen Entscheidungen, vielleicht irgendwas in der Einsatzvorbereitung, vielleicht Geräte, vielleicht Menschen - wir hier wissen das alles nicht.
Wissen es die Kräfte vor Ort, können die es wissen? Weiß es im Extremfall ein Richter, der vielleicht nach ewiglangen Ermittlungen irgendwann irgendein Urteil fällt?

Will man etwas "nicht funktionierendes" finden, gut, wie wäre es denn damit:
Irgendwas am normalen Ablauf des Fahrvorganges hat nicht funktioniert.
Der Verbleib des Fahrzeuges auf der vorgesehenen Straße hat nicht funktioniert.
Mag hart klingen, mag zu einfach sein, und dann liegt es auch noch außerhalb des Wirkungsfeldes der Rettungskräfte, aber immerhin: das wissen wir. Das ist Fakt. Das Wrack lag ja nunmal da, wo es nicht hingehört. Es war auch trotz irgendwelcher Sicherheitseinrichtungen nicht wirklich als Wrack konzipiert, sondern als Fahrzeug. Da hat also etwas ganz konkret nicht funktioniert.

Zu pragmatisch? Gut, dann hab ich noch andere Überlegungen: Irgendwas hat nicht funktioniert ist das Gegenteil dieser Aussage überhaupt möglich? Nicht nur im Feuerwehreinsatz, sondern generell?


Ist der Einsatz in Gammertingen wirklich sowas besonderes?

Ein Aufhänger scheint ja für viele die Einsatzdauer zu sein. Hier mal ein paar andere Einsätze VU LKW, ohne da jetzt irgendeine Wertung für die Arbeit der beteiligten Wehren vornehmen zu wollen (und vor allem auch: zu können):

Hamburg, Juli 2011, 1,5 Stunden Einklemmung bei LKW-Auffahrunfall mit "normaler" Fahrzeuglage

Sittensen, November 2010: LKW in Seitenlage auf BAB, Rettungsdauer: 2 Stunden

Bad Hersfeld, Juli 2011, LKW stürzt ca. 15 Meter Böschung hinunter, Rettungsdauer 3 Stunden

Vöhringen, Februar 2010: LKW auf PKW, Befreiung zweier PKW-Insassen nach ca. 3 und 3,5 Stunden, 1x verstorben.

Wangen, Juli 2011: LKW durchbricht Leitplanke auf Brücke, Absturz droht, Rettungsdauer: 4 Stunden

Nörvenich, März 2011, LKW-Unfall auf vergleichsweise "normalem Terrain", Befreiung dauert über 5h

Tja, und schon sind wir also bei den 5 Stunden angekommen, die auch der Einsatz in Gammertingen aufweist. Wurde bei diesem, oder vergleichbaren Einsätzen darüber diskutiert (in ähnlicher Weise, ähnlichem Umfang)? Wo liegt der Schwellenwert zur Besonderheit?
Hat da überall irgendwas nicht funktioniert?

Unfälle mit tödlichem Ausgang gibts leider auch genug. Manche von uns machen das oft mit, andere selten, andere im ganzen Feuerwehrleben nicht. Und jeder funktioniert anders dabei. An dieser Stelle erspar ich mir eine ähnliche Auflistung wie oben für solche Unfälle mit tödlichem Ausgang. Wo vielleicht auch mal die technische Rettung nach 10min erfolgte ("funktioniert hat"?), die Ankunft im OP nach 20min ("funktioniert hat"?), und der Tod trotzdem noch als Unfallfolge, vielleicht auch erst nach Tagen, Wochen eintrat. Und die möglichen Fragen, was da nicht funktioniert hat, was daran besonders war.

Ist der Einsatz in Gammertingen also wirklich sowas besonderes?
Ist es der tödliche Ausgang? Nicht wirklich.
Ist es die lange Einsatzzeit? Eigentlich auch nicht.
Ist es die Anzeige hinterher? Da müssen wir wohl mit leben. Vielleicht auch dann, wenn eigentlich nix besonderes war, alles funktioniert hat?
Vielleicht die Kombination des o.g.?

Ist der Einsatz in Gammertingen also wirklich sowas besonderes?
Langsam glaube ich: Nein.
Er wird nur dazu gemacht.

Und falls euch demnächst mal ein Gammertingen-ähnlicher Einsatz trifft, immer dran denken: Beschäftigt euch ja nicht zu intensiv (<- da steht nicht: gar nicht!) mit diesem verdammten Gedankenspielchen: Irgendwas hat hier doch nicht funktioniert.
Sonst kann ich euch diese Frage für den übernächsten Einsatz nämlich schon direkt beantworten.


Meine Meinung. Wäre langweilig, wenn die jeder hätte.
...Ich twitter nicht, ich bin nicht bei Facebook...Ich finde das alles total schrottig und verfluche den Tag, an dem dieser ganze Dreck kam. Es lenkt vom Wesentlichen und vom sozialen Miteinander ab... (Anke Engelke)

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AutorJürg8en 8M., Weinstadt / Baden-Württemberg699668
Datum21.10.2011 13:256798 x gelesen
hallo,

wow - deine Gedankengängen haben was!

ach ja - du hast recht!


MkG Jürgen Mayer

Neu: Jürgens WebBlog auf www.FEUERWEHR.de

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AutorJens8 N.8, Ohorn / Sachsen699669
Datum21.10.2011 13:316685 x gelesen
Sebastian,

dazu gibts eigentlich nichts zu sagen.....
Uns alle kann´s beim nächsten Mal treffen. Und ich oder meine Wehr sollte dann hier nicht so zerpflückt werden....
Und wie Jürgen schrieb: du hast Recht!

BR Jens


Kommentar des Wertungsrichters: Hier pfeift nur eine Pfeife, und die bin ich!

Ich gebe hier ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

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AutorMark8us 8B., Steinebach / Rheinland-Pfalz699671
Datum21.10.2011 13:356476 x gelesen
Diesen/Deinen, mehr als hervorragend ausgedrückten, Gedankengang sollte man vielleicht mal der örtlichen Presse (für den besagten Einsatz) als Kommentar zukommen lassen...


Natürlich alles m e i n e Meinung.

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AutorHara8ld 8S., Köln / NRW699672
Datum21.10.2011 13:396413 x gelesen
find ich gut


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AutorThom8as 8E., Nettetal / NRW699685
Datum21.10.2011 15:346309 x gelesen
Geschrieben von Sebastian KruppUnd falls euch demnächst mal ein Gammertingen-ähnlicher Einsatz trifft, immer dran denken: Beschäftigt euch ja nicht zu intensiv (<- da steht nicht: gar nicht!) mit diesem verdammten Gedankenspielchen: Irgendwas hat hier doch nicht funktioniert.
Sonst kann ich euch diese Frage für den übernächsten Einsatz nämlich schon direkt beantworten.


Nun ja, es gibt Einsätze da wundert man sich das alles funktioniert und es gibt welche da hat eigentlich Nichts funktioniert und keiner hat es gemerkt. Aber wenn man so was wie in Gamertingen liest, dann wundert man sich doch etwas und ich bin ehrlich gesagt neugierig darauf warum, weshalb, wieso?
Genauso wie ich neugierig war auf einen gewissen Einsatz in Köln oder einen in Tübingen, einfach weil man daraus vielleicht etwas lernen kann.

Ansonsten hast du natürlich recht, der Hype der im Stile der Bild daraus gemacht wird, ist nicht immer hilfreich.

Gruß
Thomas


Ich schreibe hier nur für mich und nicht für meine FF.
Sollte das mal wirklich offiziell sein, dann mit Dienstgrad und Funktion

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AutorPete8r E8., Vollbüttel / Niedersachsen699829
Datum22.10.2011 22:225853 x gelesen
'n Abend
Sebastian hat da nicht unrecht.
Manchmal ist das eben so, dass so etwas passiert. Da gibt es dann auch keine Erklärung. Man muß sich auch mal damit abfinden, dass es keinen Schuldigen gibt. Alles richtig gemacht und doch verloren. Sowas nennt man auch Schicksal. So wie manche Unfälle eben auch geschehen. Schnurgerade Strecke, weit und breit nur ein Baum. Und das einzige Auto, was da die Landstrasse entlang fährt trifft genau diesen Baum. Kann man solche Dinge immer erklären und begründen?

Schönen Abend noch,

Gruß Peter


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AutorRené8 H.8, Flensburg / Schleswig Holstein699834
Datum23.10.2011 08:345604 x gelesen
Geschrieben von Peter EversAlles richtig gemacht und doch verloren.

Stimmt, das andere Extrem gibts halt auch, "alles" Verkehrt gemacht und trotzdem im Einsatzbericht nen Erfolg gefeiert.... Obwohl man nen Trümmerhaufen mit vermeidbaren Schäden hinterlassen hat....

Aber das darf alles nicht dazuführen das man Einsätze nicht hinterfragt und aus allen Aspekten lernt!


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AutorPete8r E8., Vollbüttel / Niedersachsen699840
Datum23.10.2011 10:405439 x gelesen
Moin,
hinterfragen und daraus lernen ist das eine, aber von vorn herein zu unterstellen, dass irgendwas nicht funktioniert hat, und das ohne dabei gewesen zu sein, oder jedwede Details zu dem Einsatz zu kennen, halte ich schon für sehr vermessen. Wenn es denn einen objektiven Bericht dazu gibt, dann kann man sich auch darüber unterhalten. Alles andere ist Spekulation und Kaffeesatzleserei.


Gruß Peter


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AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP781910
Datum 27.01.2014 22:10   6726 x gelesen
Geschrieben von Jens N.Uns alle kann´s beim nächsten Mal treffen.Uns hat das Phänomen "lange Einsatzdauer beim VU" heute erwischt. Nachdem Links zu Presseberichten auf FB von mir zu Nachfragen führten, ich das dort allerdings immer noch für eine mehr als bescheidene Plattform für Feedback und ein vernünftiges, strukturiertes Beantworten von Rückfragen ansehe, hier ein paar Infos dazu.

Die Kurzbeschreibung hört sich sicher erstmal recht fragwürdig an: VU PKW, Fahrer klemmt, Fahrzeug steht frei zugänglich auf allen 4 Rädern, "nur" Front beschädigt, soweit noch alles wie im Lehrbuch. Jedoch: Dauer vom Eintreffen des ersten Fahrzeugs bis zur endgültigen Patientenbefreiung/-übergabe ca. 2h.

Einen ersten Eindruck vom Fahrzeugzustand gibt das Bild in diesem Bericht, was relativ früh im Einsatzverlauf geschossen wurde. Ein nicht allzu alter BMW Kombi, nach seitlich versetztem Frontalaufprall quer zur Fahrbahn über dem Straßengraben zum Stillstand gekommen (den Unfallgegner dazu sieht man in dieser Meldung). Der Fahrer war soweit stabil, und nahezu die komplette Rettung hindurch gut ansprechbar. Straßenverhältnisse/Witterung: Landstraße nahe Waldrand, ca. 1,5km vom nächsten Ort, schweinekalt, sauglatt, anfangs stockdunkel.

Der Lage entgegenzusetzen hatten wir (nur mal die wesentlichen, sprich "richtig" TH-relevanten Dinge): 1x HLF 10/10 (RLP), 1x RW 1, beide Rettungssätze noch ziemlich up to date (Weber SP49, RS(X)200-107, RZ und Zubehör quasi nach dem Motto "einmal quer durchs Webersortiment 2010-2013"), umfangreiches Unterbaumaterial vor Ort, da es auch auf anderen Fahrzeugen mitgeführt wird. Ausbildung der Mannschaft im TH-Bereich in den letzten 4 Jahren stark intensiviert, neben normalem Standortdienst u.a. 3x durch zweitägige Weber-Seminare. HLF und RW sind auf zwei Standorte unserer Gemeindewehr verteilt, trotzdem m.M.n. aufeinander sehr gut abgestimmt.
Beleuchtung, Absicherung Verkehr/Brandschutz etc. wurden durch andere Fahrzeuge bzw. Polizei und Straßenmeisterei übernommen, so dass sich der "Abschnitt Technische Rettung" aufs Kerngeschäft konzentrieren konnte.

Wie kam es dann demnoch zu den 2 Stunden?
Das erstverlinkte Bild lässt vielleicht erahnen, wie der Fussraum aussah. Weder von vorne, noch seitlich, noch Fahrer-/Beifahrerperspektive, waren die Beine des Patienten zu sehen - alleine die vernünftige Sicht auf die Füsse war erst nach ca. anderthalb Stunden möglich. Bis dahin mussten wir quasi schon das anwenden, was CiFi hier mal als nette Übung darstellte: Man nehme einen Reifen, und schneide/reiße das Auto in Stücke, die dadurch passen. So zumindest kam es einem vor, wenn man das Nachsetzen und das Entfernen einzelner Karosserie- und Verkleidungsteile mal durchzählte. Gearbeitet wurde zeitweise mit beiden Sätzen, es wurden diverse Zylinder eingesetzt, in der Mittelkonsole und dem Türbereich. Angesetzt am Schweller, von unten, Ansatzpunkt mit Spreizer geschaffen... Immer mal wieder Zentimeter Raumgewinn, die man tlw. aber nur durch die Schilderungen des Eingeklemmten selbst mitbekam, immer mal wieder Ernüchterung, Umbau des Unterbaus (Fahrzeug stand tlw. brückenähnlich überm Straßengraben).
Nach Erkundigung übers Fahrzeugmodell, auch beim wartenden Abschlepper, wurde auch ein für manche mittelalterliches Verfahren nochmal ausgepackt: Ziehen der Lenksäule mit Spreizer und Kettenzug. Die Gefahren dieser Methode konnten zum Zeitpunkt des Einsatzes ausgeschlossen bzw. einkalkuliert werden, aber auch hier nur ein minimaler Gewinn. Der wiederum aber wichtig war, um dann wieder an anderer Stelle neue Ansatzpunkte zu haben. Die Lehraussage, dass man immer im Hinterkopf noch Plan B, C... haben sollte, haben wir gezwungenermaßen aufs halbe Alphabet ausgedehnt. Bilder des Einsatzverlaufs könnten den Anschein erwecken, das wir zeitweise die verpönte "Rettungstraube" gehabt hätten, aber durch das tlw. parallele Arbeiten sowie Führungskräfte, deren einzige Aufgabe das Beobachten und Entwickeln weiterer Alternativideen war, kann man für 5-6 Mann direkt am Fahrzeug sinnvolle, notwendige Tätigkeiten bescheinigen. RD natürlich noch obendrauf. Teilt man die Arbeitsbereiche grob in "Türraum", "Motorraum" und "Mittelkonsole" ein, wurde quasi irgendwo immer geschnitten/gedrückt, um dann an anderer Stelle weitermachen zu können. So ging das dann nur so kleinschrittig und zeitaufwändig voran, wie es eben ging. Wie gesagt, Sicht auf die Füsse hatten wir nach ca. anderthalb Stunden. Danach wurde es dann auch wieder "lehrbuchkonform", bis dahin wars aber ein recht beschissenes "Leben in der Lage". Frei nach Oliver Kahn: Weiter, immer weiter...
Eine auch gar nicht so einfache Frage, die sich stellte: Mache ich in der Lage das Dach ab (und setze den Patienten damit der Witterung aus), klappe ich Teile des Daches, mache ich mir damit mögliche weitere Ansatzpunkte zum Drücken instabil, hole ich den Patienten seitlich, wann treffe ich welche Entscheidung diesbezüglich? Wie gesagt: Patient stabil, aber aufgrund der geschilderten und anzunehmenden Verletzungen schonende, achsengerechte Rettung möglichst ohne größere Bewegung erforderlich. Wir haben das Dach dann komplett entfernt, als der Fussraum etwas einzusehen war und die bessere Sicht und Bewegungsfreiheit im Innenraum für unsere Arbeiten einen spürbaren Vorteil ergaben.
Der allgemein eher positive Patientenzustand hat uns da heute natürlich insgesamt sehr stark in die Karten gespielt, so dass wir über die gesamte Dauer (oder: trotzdem?) nicht nur patientenorientiert, sondern auch wirklich patientenschonend arbeiten konnten. Wie eine Crashrettung angesichts dieser Fussraumdeformation verlaufen wäre...

Als Fazit aus dem Einsatz gibts vielleicht nicht viel neues, aber es haben sich doch einige Sachen bewahrheitet, die vielleicht noch nicht überall so angekommen sind:
1. Ohne zeitgemäße, aufeinander abgestimmte Rettungsgeräte in ausreichender Zahl (hier: 1 Unfallfahrzeug - 2 Sätze) gehts nicht.
2. Ohne zeitgemäße, aufeinander abgestimmte Ausbildung gehts nicht.
Aufeinander abgestimmt jeweils am Besten mit sovielen Nachbarn/potentiellen Einsatzpartnern wie nur möglich.
3. Trotz allem kann man dann doch wieder auf eigentlich unscheinbare Unfallfahrzeuge treffen, die das bisher kennengelernte dann erstmal ordentlich auf den Kopf stellen... Gerade das macht 1. und 2. aber nicht entbehrlich, sondern erst unbedingt erforderlich.

Zur Diskussion über Anzahl der Rettungssätze bzw. Standorte, die ab und zu geführt wird: Ziemlich zeitgleich zu unserem Einsatz war im Landkreis ein weiterer schwerer Frontalzusammenstoß, am anderen Ende unserer Gemeinde hat ein (zum Glück leerer!) Kindergartenbus die glatte Straße ca. 20m in Richtung Feld verlassen. Bei Polizei, Straßenmeisterei und RD (hier auffallend schnelle und gute Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinaus!) merkt man dann die vorhandenen Kapazitäten schon schnell. Klar, ist nicht immer so ein beschissener Morgen wie heute, aber mit den TH-Strukturen der 70er/80er Jahre hätte man hier schnell überhaupt nichts mehr gerissen. Paralleleinsätze gibts auch bei gutem Wetter. Und ich bleibe dabei: Die RLP-Planung 1 "großer" RW pro Landkreis, und den Rest der TH "nur" mit HLF 10 darzustellen gibt vielleicht genug Scheren und Spreizer, aber ohne vernünftiges Zubehör kann man das vergessen. Und da ist ein HLF 10 einfach sehr schnell dicht, wir werden den RW 1 irgendwann nochmal nachweinen. Oder sie eben, wie schon heute oft gemacht, durch festbeladene GW-L bzw. MZF oder nachrückende Ergänzungs-VRW o.ä. ersetzen. Vernünftiges Arbeiten braucht ausreichendes Werkzeug braucht ausreichend große Werkzeugkisten.

"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war.
Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat."
(Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)

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AutorMich8ael8 T.8, Butzbach / Hessen781914
Datum27.01.2014 22:424698 x gelesen
Eine Stunde hat es hier gedauert. Ähnliche Probleme wie du sie schilderst.

Gruß Michael

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AutorLuka8s R8., Karlsruhe / Baden Württemberg781917
Datum27.01.2014 22:484621 x gelesen
Danke für den guten Bericht.
Ein paar Fragen hab ich, weil ich mir da schon öfter Gedanken drüber gemacht habe.
Was konntet ihr am Sitz noch machen? elektr verstellbar? Batterie schon kaputt? Mechanisch noch was zu machen?

gruß Lukas

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AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP781918
Datum27.01.2014 23:034636 x gelesen
Batterie wurde durch uns abgeklemmt. Der Sitz war nicht elektrisch, mechanisch wurde er soweit es ging nach hinten gefahren. Angedacht wurde zwischenzeitlich auch, ihn weiter nach hinten zu drücken bzw. soweit möglich zu demontieren, aber auch das wurde dann angesichts der unklaren Lage im Fussraum wegen der Patientenschonung nicht weiter verfolgt. Auch eine Höhenverstellung brachte nichts.

"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war.
Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat."
(Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)

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AutorStef8an 8O., Schöngeising / Bayern781933
Datum28.01.2014 07:384479 x gelesen
Beim ersten Blick aufs Foto hätte ich gesagt, Dach weg und dann an der A-Säule mit nem Zylinder ran bzw. Vorbau nach vorne klappen. Aber nachdem ich mir deinen Bericht über die weiteren Umstände (Straßengraben, Fußraum sehr stark verformt...) gelesen habe, muss ich sagen, dass dies für mich schon ein "Horror"Einsatz gewesen wäre.
Wie habt ihr denn das Problem mit dem Unterbauen gelöst?

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AutorGerr8it 8P., Buxtehude / Niedersachsen781967
Datum28.01.2014 15:324021 x gelesen
Hallo!

Deine Schilderungen haben mich stark an einen Einsatz erinnert, den wir vor ziemlich genau einem Jahr zu absolvieren hatten. Link mit Fotos

Damals hat das Schneiden mit 3 Rettungssätzen auch drei Stunden gedauert. Ein nicht alltäglicher Einsatz, wo dann natürlich auch Fragen aufkamen, warum dass so lange gedauert hat. Aber wo nix mehr hält, kann auch nix gedrückt werden...

Letztendlich hat sich die Arbeit aber gelohnt. Der Verletzte soll wohl mittlerweile wieder genesen sein.

Gruß Gerrit

Natürlich alles meine eigene Meinung und nicht die meiner Feuerwehr!

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AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP781971
Datum28.01.2014 17:423683 x gelesen
Geschrieben von Stefan O. Wie habt ihr denn das Problem mit dem Unterbauen gelöst?Den "Umbau" des Unterbaus? Schauen, Ob/wie die Verformungen darauf reagieren, und dann halt umbauen. Der Graben an sich hat natürlich entsprechend mehr Material gebraucht, was aber kein Problem war. Hier konnte man die Stufenblöcke mal schön komplett unterm Fahrzeug verschwinden lassen. HLF und RW haben umfangreiches Material dabei, als drittes Fahrzeug war unser TLF 16/25 direkt vor Ort, welches früher auch mal Träger eines Rettungssatzes war. Das Unterbaumaterial wird aber weiter mitgeführt. Damit war insgesamt Holz in allen Formen und Größen vor Ort.

Im Moment haben wir nur Bilder, die während des Rückbaus bei Einsatzschluss entstanden sind, evtl. kriegen wir von der Polizei noch Bilder während der Arbeiten.
(Bildrechte vorhanden)
einsatz_birresdorf_2014-01-27_05.jpg
Hier gibs einen Eindruck, was im Fussraum alles entfernt und gedrückt werden musste, und was noch übrig blieb. Auch zu sehen: ein Spreizer ist im Kettenzug gefangen, einer als Festpunkt für den Zylinder. Und schon steht man trotz zweier Sätze ohne zeitnah greifbaren Spreizer da.

"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war.
Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat."
(Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)

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 21.10.2011 02:25 Flor7ian7 B.7, Völklingen anonyme Strafanzeige - war: VU: Fahrer kann nicht befreit werden
 21.10.2011 13:19 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 21.10.2011 13:25 Jürg7en 7M., Weinstadt
 21.10.2011 13:31 Jens7 N.7, Ohorn
 27.01.2014 22:10 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 27.01.2014 22:42 Mich7ael7 T.7, Butzbach
 27.01.2014 22:48 Luka7s R7., Karlsruhe
 27.01.2014 23:03 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 28.01.2014 07:38 Stef7an 7O., Schöngeising
 28.01.2014 17:42 Seba7sti7an 7K., Grafschaft
 28.01.2014 15:32 Gerr7it 7P., Buxtehude
 21.10.2011 13:35 Mark7us 7B., Steinebach
 21.10.2011 13:39 Hara7ld 7S., Köln
 21.10.2011 15:34 Thom7as 7E., Nettetal
 22.10.2011 22:22 ., Vollbüttel
 23.10.2011 08:34 ., Flensburg
 23.10.2011 10:40 ., Vollbüttel
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